von Judith und Thomas
Vom 02. bis 22. Juli
Unsere 3-wöchige Rundreise ausführlich beschrieben mit Karten, Reisetabelle, Tagesberichten, Zusammenfassung und vielen Fotos.
Wir wanderten in folgenden Nationalparks:
Rondane
Jostedalsbreen
Forollhogna
und im Naturschutzgebiet Innerdalen
Was du alles auf dieser Seite findest:
* 1. Tag -- Ankunft in Norwegen und Fahrt nach Hjerkinn 2. - 5.Tag -- Wanderung im Nationalpark Rondane 6. Tag -- Røros 7. Tag -- Wanderung im Nationalpark Forollhogna 8. - 9. Tag -- 1. Etappe Dovrefjell 10. Tag -- Kristiansund und Farstadt Strand 11. Tag -- Trollkyrkja und Fahrt zur Insel Runde 12. Tag -- Wanderung auf der Insel Runde 13. Tag -- Bootsfahrt um die Insel Runde u. Fahrt nach Innerdalen 14. - 15. Tag -- Wanderung im Naturschutzgebiet Innerdalen 16. Tag -- Rund um den See Reinsvatnet 17. Tag -- Wanderung im Nationalpark Jostedalsbreen 18. Tag -- Wanderung Storseterfossen 19. Tag -- Wanderung zum Gletscher Nigardsbreen 20. Tag -- Wanderung zum Gletscher Bœjabreen 21. Tag -- Tønsberg und Fährfahrt Larvik-Hirtshals * Unsere Reiseetappen zum Downloaden
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Reiseroute
Google-Map: https://goo.gl/maps/rx16qbRpLWv
Reisetabelle
Datum | Ort | Sehenswürdigkeit, Aktionen,... |
Fr. 02.07. | Hamburg |
- Abfahrt von HH nach Hirtshals - Fähre Hirtshals nach Larvik - Larvik nach Domås, Hjerkinn - Kurzwanderung Fjell - Fahrt zum Hageseter Campingplatz |
Sa.03.07. | Rondane |
- Zugfahrt Hjerkinn - Otta - Taxifahrt in Otto nach Spagnet - Fahrradtour von Spagnet zur Hütte - 1. Wandertag - Bootsfahrt |
So.04.07. | Rondane |
2. Wandertag |
Mo.05.07. | Rondane |
3. Wandertag |
Di. 06.07 | Rondane |
4. Wandertag |
Mi. 07.07. | Røros |
- Mit dem Wohnmobil von Hjerkim nach Røros - lohnende Stadtbesichtigung: Kjerkgata Holzhäuser mit begrasten Dächern Sleggveien (kleine Bergmannshäuser) Besichtigung des Museums i.d. Schmelzhütte |
Do.08.07. | Forollhogna von Süden |
Forollhogna Wanderung |
Fr. 09.07. |
Dovrefjell |
Von Grönbakken nach Dovrefjell - Moschusochsen |
Sa.10.07. | Dovrefjell | 2. Wanderabschnitt Dovrefjell |
So. 11.07. | Farstadstranda |
- Besichtigung Kristiansand: Insel Innlandet Aussichtspunkt mit Denkmal Bautaen Kirche Kirklandet - Fahrt nach Gomalandet Klippfischmuseum - Wanderung vom Strand zum Leuchtturm - Fahrt nach Trollkyrkja |
Mo.12.07. | Fræneidet-Trollkyrkja |
Fahrt mit dem Wohnmobil von Trollkyrkja zur Insel Runde - Wanderung zur Höhle und Lagune mit Wasserfall und Marmorbecken - Fahrt nach Mode zum Aussichtspunkt Varden - Fähre nach Vestnes - Campingplatz Goksøyr |
Di. 13.07. | Insel Runde |
Lundeura (Papapageitaucher, Adler, Raubmöwen) Wanderung zum Sandstornet und bis Kaldekloven (Basstölpel, Krähenscharben, Trottellummen) und weiter zum Leuchtturm - Skarvenra - Randetinden - Goksøyr |
MI. 14.07. | Insel Runde |
Bootsfahrt - Besichtigung einer Grotte - Trollstigen, Geirangerfjord Fahrt nach Innerdalen |
Do.15.07. | Innerdalen | 1. Etappe der Wanderung |
Fr. 16.07. | Innerdalen |
2. Etappe der Wanderung mit See Langvatnet - Fahrt mit dem Wo-mobil zum See Reinsvatnet |
Sa.17.07. | Reinvassdammen-Reinvassbu |
- Wanderung - Fahrt nach Geringer über Trollstigen |
So.18.07. | Geiranger Fjord |
- Bootsfahrt (Adlerserpentine und die Wasserfälle der sieben Schwestern) - Wanderung |
Mo.19.07. | Strorsetterfossen |
- Wanderung zum Wasserfall - Besichtigung: Geiranger Norsk Fjordsenter |
Di. 20.07. |
Gletscher Nigardsbreen und Fjærland |
- Geführte Gletschertour Nigardsbreen - Fahrt zur Antiquitätenstadt Fjærland - Übernachtung bei Gletscher Bøjabreen |
Mi. 21.07. | Fjærland und Bøjabreen |
- Wanderung mit Blick auf den Gletscher Bøjabreen - Besichtigung der Stadt Fjærland Gletschermuseums Norsk Bremuseum Kirche Stabkirche von Burgund - Fahrt nach Tønsberg |
Do. 22.07 | Tønsberg und Fährfahrt Larvik-Hirtshals |
- Stadtrundgang Tønsberg - Fahrt zur Fähre nach Larvik - Fährfahrt von Larvik nach Hirtshals - Fahrt zur Halbinsel Fejrup |
1. Tag: Ankunft in Norwegen und Fahrt nach Hjerkinn Hagerster Campingplatz
Am Freitag hatte Judith um 14 Uhr Büroschluss gemacht, damit wir rechtzeitig los konnten, um noch die Fähre von Hirtshals nach Larvik zu
erreichen. Zunächst machten uns die unzähligen Staumeldungen Sorgen, aber wir hatten Glück. Die großen Staus auf der A7 waren nur auf der Gegenfahrbahn, dort gab es sogar eine Sperrung. So
erreichten wir Hirtshals schon um 20:30 Uhr und konnten uns auch noch die Zeit für eine kleine Pause mit den von Thomas geschmierten Brötchen auf einem Rastplatz nehmen. Es ist ein Klassiker, den
wohl jeder kennt. Man glaubt immer, man muss rechtzeitig genug vor Abfahrt der Fähre da sein, dann ist man natürlich zu rechtzeitig da, steht in langen Reihen auf den großen Warteflächen am
Hafen. Wir beobachteten die Ankunft der Fähre aus Larvik und waren erstaunt, wie viele unzählige Autos und Lastwagen in eine solche Fähre hineinpassen. Wir hatten mit unserem Amundsen Westfalia
als Wohnmobil die Ehre im unteren Deck bei den Lastwagen zu parken. Zwar schifften wir etwas später ein, aber konnten dann als einer der ersten hinausfahren.
Die Überfahrt dauert von 22:15 bis 2:00 nachts. Wir hatten uns gegen Liegesessel entschieden, die mehr kosten würden. Wir sind uns aber
nicht so sicher, ob wir dies beim nächsten Mal nicht doch tun würden, denn zu dieser nächtlichen Stunde hatten wir ziemliche Probleme, die Zeit zu überstehen. Ich kringelte mich schließlich, wie
viele andere Reisende auch, auf der Sitzbank zusammen, um etwas Schlaf zu finden. Thomas beschäftigte sich mit Lesen und futterte noch ein paar Pommes Frites und trank Kaffee, um munter zu
bleiben.
Schließlich in Norwegen angekommen, suchten wir uns so nach ca. 50 km Fahrt dann einen Schlafplatz an einer Straße, die nachts zwar noch
ruhig war, dann aber zum Morgen hin belebter wurde.
Selten waren wir froher, uns in unsere Amundsen Schlafkoje hinein zu kuscheln.
Am nächsten Morgen fuhren wir zunächst zu einer Toilette, um danach Brötchen und Kaffee zu kaufen und erstmal zu
frühstücken.
Anschließend ging es durch wunderschöne Landschaften die endlosen Landstraßen entlang Richtung Lillehammer und weiter nach Dombås. Die
Strecke zieht sich, da man meistens nur 60-80 km/h fahren kann und laut Thomas Urteil, die Norweger so verrückt sind und meistens auch noch 5-20 km/h weniger schnell fahren als erlaubt ist. Ich
versuchte noch etwas zu schlafen, Thomas schimpfte über die Autofahrer Norwegens. Eine schöne Mittagspause machten wir kurz vor Lillehammer an einem Parkplatz am See. Dort kauften wir auch super
aromatische Norwegische Erdbeeren, die wirklich so traumhaft schmeckten, wie mir meine Kollegin schon vorab erzählt hatte.
Schließlich erreichten wir Dombås, konnten dort aber leider nicht das Nationalparkcenter besichtigen, da
dies geschlossen hatte. Nun ging es hinauf auf das Fjell, das
uns mit seiner Landschaft sofort beeindruckte und mit einem Elch, der am Straßenrand stand, begrüßte. Es war ein großes Tier, das uns erst anguckte, dann aber schnell verschwand, so dass Thomas
kaum ein Foto machen konnte. Am Bahnhof Hjerkinn angekommen, wollten wir eigentlich die Tickets für den morgigen Tag kaufen, aber dort gibt es weder einen Automaten, noch einen Schalter. Wir
fragten einen sehr freundlichen Norwegischen Wanderer, der uns erklärte, dass wir besser die Tickets über die App bestellen, da ansonsten nicht einmal der Zug morgen halten würde. Wir waren froh
die Information zu bekommen und auch die Registrierung der App mit Kreditkartenzahlung klappte (nachdem wir bei einem Eingabefeld der PLZ, das nur norwegische PLZs akzeptierte, einfach die von
Hjerkinn eingaben).
Zum späten Nachmittag steuerten wir dann den Hageseter Campingplatz an, der am Ende unserer geplanten Rondanewanderung
liegt. Wir hatten uns für einen Platz entschieden, weil wir noch vor der 4 Tagestour einmal ordentlich duschen wollten. Wir bekamen einen schönen Platz direkt an einem kleinen Fluss und nachdem
es kräftig geregnet hatte, riss dann doch noch einmal die Wolkendecke auf und die Sonne kam hervor. Ein kurzer Weg in das Fjell erfüllte uns mit Vorfreude auf die nächsten
Tage.
Zum Abend probierten wir dann zum ersten Mal unseren Gasgrill aus, es gab Schinkenwürstchen und Kartoffelsalat.
2. Tag: Start Rondanewanderung - 1. Etappe
Nach einer geruhsamen Nacht im Amundsen aßen wir noch gemütlich Frühstück und fuhren zum Bahnhof Hjerkinn. Das Wetter war
wechselhaft, noch schien öfters die Sonne, aber so sollte es nicht bleiben. Der Zug fuhr um 10:35 Uhr und kam um 11:30 Uhr in Otta an. Die Wanderung sollte am Parkplatz Spagnet starten und es
stellte sich die Frage, wie man am besten dort hinkommt. Der Bus fährt erst am Nachmittag, übrig blieben die Alternativen Trampen (nicht so unser Ding) oder Taxi, denn 15 km steil eine Straße den
Berg hinaus war nicht unsere Präferenz. Wir liefen durch Otta und fanden glücklicherweise ein Taxi bei einer Tankstelle und der Fahrpreis mit 500 NOK war in Ordnung. Nun konnte es
losgehen.
Wir beschlossen, am Parkplatz in Spagnet Fahrräder in Richtung der ersten Hütte zu leihen, um die Laufstrecke etwas
abzukürzen. Dies kostet 100 NOK pro Rad. Was zumindest Judith nicht bedachte ist, dass mit 14 kg Rucksack auf dem Rücken Radfahren nicht so einfach ist. Der erste Versuch klappte nicht, weil der
Sattel zu hoch war und Judith stieß sich beim Absteigen empfindlich ihr Steißbein. Die nächste Herausforderung war ein flacher Hügel, der dann Judith's Kondition sehr forderte. Insofern wäre auch
zu Fuß gehen durchaus eine Alternative gewesen.
Inzwischen zogen immer mehr Wolken auf und ein leichtes Gewitter braute sich zusammen. Es fing sogar leicht an zu hageln und
wir waren froh, in der Hütte anzukommen und einen heißen Kaffee mit einer Waffel zu genießen - eine unsere zukünftigen Lieblingsspeisen, wie sich noch herausstellen sollte. Aufgrund des
unwirtlichen Wetters mit Gewitter in den Berglagen entschieden wir uns, einen Teil der Strecke mit dem Boot zurückzulegen (120 NOK pro Person). Dieses fährt um 16:00 Uhr und ersparte uns die
Überquerung eines im Nebel liegenden Bergrückens, auf dem das Gewitter drohte. Morgen sollte es aber besser werden.
Als das Boot am anderen Ufer anlegte (Wanderer aus der anderen Richtung können dieses dann auch gut für die Rückfahrt
benutzen), hatte der Regen nachgelassen.
Wir beschlossen, etwas weiter als geplant nach einem Zeltplatz zu suchen, um am nächsten Tag weniger Kilometer laufen zu
müssen. Eine weise Entscheidung, wie wir am nächsten Tag feststellen sollten. Wir hatten einen ruhigen, moosigen Zeltplatz in einer leichten Bodensenke gefunden und kochten dann abends aus
unseren gefriergetrockneten Zutaten Züricher Geschnetzeltes. Um 22 Uhr kletterten wir müde ins Zelt und schliefen bis 7 Uhr, als uns die Wärme Sonne weckte.
3. Tag: Rondanewanderung - 2. Etappe
An diesem Tag hatten wir mit dem Wetter Glück. Sonne und Wolken wechselten sich ab und nur am frühen Abend regnete es ganz kurz. Zunächst ging es über die steinige Hochebene, die Rucksäcke waren schwer und die Kilometer zogen sich dahin. Wir machten eine kleine Müsliriegelpause an einem sonnigen Hang. Einige Vögel protestierten zwitschernd, vermutlich ihr Nest verteidigend. Es ging weiter und vor uns lag ein schönes Tal, das Dorålen, in dem sich grün schimmernd ein Fluss entlang schlängelte. Bevor wir die Hütte Dorålseter erreichten, müssten wir noch einen breiteren Fluss queren. Die ersten Meter klappten noch einigermaßen, von Stein zu Stein balancierend. Dann tauchte erst Thomas den einen Fuß und Judith sogar beide Füße ins Wasser, um das andere Ufer sicher zu erreichen. Judith wechselte ihre Socken und es ging weiter. In der Nähe der Hütte machten wir Mittagspause und aßen Brot, Salami, Käse sowie eine Tütentomatensuppe, die wir uns auf dem Spirituskocher kochten. Anschließend ging es hinauf zur Scharte und wir - insbesondere Judith - schnauften bei jedem Meter, denn 14 bzw. 20 kg Rucksackgewicht merkt man sehr. Anfangs ging es noch idyllisch entlang eines Baches, dann begann das Geröll. Große Gesteinsbrocken lagen wie von einem Riesen zertrümmert überall und wir kletterten von Stein zu Stein. Teilweise ging es über alte Schneefelder und die Scharte nahm kein Ende. Nun waren wir so froh, dass wir am Morgen ein paar Kilometer eingespart hatten. Endlich, so gegen halb Acht erreichten wir den Fluss und ein liebliches Tal, wo wir dann zelteten. Es gab zwar ein paar Mücken, aber wir schmierten uns ein und blieben so von Stichen verschont. Dieses Mal kochten wir Chili con carne und fielen wieder müde auf die Matratzen.
4. Tag: Rondanewanderung - 3. Etappe
Als wir dieses Mal Aufständen, es war ca. halb Sieben, fühlten wir uns so zerschlagen und kaputt wie nie zuvor. Und vor uns lag ein langer Tag mit geplanten 15 km, 720 Metern hoch und 420 Metern hinab. Uns beiden war klar, dass wir wohl dieses Ziel nicht erreichen würden und wohl nur ca. 12-13 km laufen sollten. Mit so schwerem Gepäck sollte man nicht zu ambitioniert sein, war unsere Erkenntnis. Ein Pfad ging wieder steil den Berg hinauf bis wir eine schöne Hochebene erreichten.
Auf dem Weg lag öfters Elch- und Rentierkot, doch leider sahen wir keines. Besonders der Elchkot, der aus runden Kugeln besteht, ist wirklich lustig. In der Ferne lag die Grimdalshytta, die einfach nicht näher zu rücken schien. Unsere diesmalige Mittagsrast wurde durch einen kräftigen Regenschauer gestört und zum ersten Mal benutzten wir den Outdoorschirm. Diesmal kochten wir eine leckere Kartoffelsuppe. Der Regen hörte auf, die Sonne kam heraus und wärmte uns auf. Das war nach dem feuchtkalten Vormittag sehr angenehm bis wir dann ins Schwitzen kamen. Um 16 Uhr erreichten wir endlich die Hytta, wo es die besten Waffeln unseres Lebens gab. Innen saftig, außen kross und dazu saure Sahne und Erdbeermarmelade. Derweil regnete es wieder. Judith schrieb das Wanderbuch und dachte darüber nach, wie man sich wohl im Alter fühlt, wenn man kaum mehr gehen und sich nur schwer bewegen kann. Wohl ähnlich wie nach solchen Wandertagen. Aber der Kaffee und die leckeren Waffeln bewirkten Wunder, erster wohl eher. Nach der Pause fühlten wir uns so fit wie den ganzen Tag bislang nicht und es ging wieder den Berg hoch. Leider regnete es inzwischen immer heftiger und wir durchnässten allmählich. Ein verrückter Mountainbiker sauste mit dem Rad über der Schulter an uns vorbei, um kurz danach im strömenden Regen den engen Pfad wieder hinunter zu fahren. Judith betete, dass der Regen bloß aufhören sollte, denn so lässt sich ein Zelt nur sehr schlecht aufstellen. Und sie wurde erhört.
Auf der ersten größeren Anhöhe konnten wir schließlich in der Nähe eines Baches im weichen Moos und Flechten unser Zelt aufschlagen. Die Sonne blitzte noch kurz hervor, Thomas hielt erfolglos nach Rentieren Ausschau, fand aber nur ein altes Geweih. Wir kochten uns Spaghetti Bolognese und fielen abermals müde auf unsere Matratzen.
5. Tag: Rondanewanderung - letzte Etappe
Wenngleich wir eingekuschelt in unsere Schlafsäcke recht gut schliefen, erwachte Thomas leider mit Halsschmerzen. Diese
wurden vorsorglich Wick Daymed bekämpft. Nach einem kleinen Frühstück (diesmal nur Müsli, denn der Baby-Schokobrei war alle), ging es kurz nach Acht los. Wir waren froh, dass es nicht mehr
regnete, aber es war sehr kalt und der Wind blies ungemütlich. Diese letzte Etappe führt über eine schöne Hochebene bis ins Tal hinein nach Hagester und ist weniger anstrengend. Wir machten eine
kurze Rast mit Müsliriegeln - wir können die nahrhaften Seitenbacher Riegel sehr empfehlen. Als wir weiter liefen, bimmelte es plötzlich hinter uns und eine kleine Schafherde schien uns zu
verfolgen. Vermutlich durch unseren drei Tage ungewaschenen Geruch inspiriert. Es stellt sich aber heraus, dass wir ihr nur im Wege waren, als sie uns überholten. Auch Tiere benutzen gerne die
Wanderpfade. Bei der Mittagsrast gab es den Rest des Brotes und Käses sowie Müsliriegel. Endlich sahen wir in der Ferne den Hageseter Campingplatz liegen und beeilten uns auf den letzten Metern.
Hier gab es nun wieder Waffeln und Kaffee und wir mieteten einen Platz für eine weitere Nacht. Thomas war dann so lieb und lief die restlichen 3,5 km zum Bahnhof Hjerkinn, wo ja unser Amundsen
stand, während Judith mit den Rucksäcken in der Gaststube wartete. Und diese Zeilen schrieb.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit nützlichen Dingen, wie erst uns gründlich duschen, dann Wäsche waschen und trocknen.
Als Abendessen gönnten wir uns große leckere Rindersteaks mit Pommes Frites und Salat und genossen die Wärme im Wohnmobil beim Bilder aufbereiten und Tagebuch in elektronische Form
überführen.
6. Tag: Røros
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit aufgebackenen Brötchen (im Omnia Backofen, der auf dem Gasherd steht), ging es los
Richtung Røros. Die Landstraßen in Norwegen sind schön breit und es lässt sich mit Tempomat gemütlich bei 80 km/h fahren. Noch war es bewölkt und relativ frisch bei 13 Grad, aber im Laufe des
Tages wurde es noch wärmer und sonniger. Und das in einer der kältesten Städte der Welt, Røros. Der Ort ist aufgrund des Kupferbergbaus entstanden, der hier über 300 Jahre bis 1977 stattfand. Wir
parkten auf einem Parkplatz etwas außerhalb, der leider trotz Ausweis als Wohnmobilstellplatz gemäß Stellplatzführer nachts das Parken für Wohnmobile verbat. Deshalb planten wir um und
entschlossen uns noch am gleichen Abend weiter zu fahren und frei zu stehen.
Røros ist definitiv sehenswert und auch die Anfahrt von 150 km von Hjerkinn aus hat sich gelohnt. Wir bummelten zunächst
durch die Kjerkgata, in der ein hübsches Holzhäuschen sich an das andere reiht, mit kleinen Geschäften und Cafés. In der Kaffestuggu aßen wir ein sehr leckeres Smørrebrød mit warmer Leberpastete,
Salat und Preißelbeersoße. Wir reservierten einen Tisch für ein 6-Gänge Menue im Vertshuset Røros, dass eine Küche mit Auszeichnung bietet.
Da wir ja fast nur im Amundsen übernachten und deshalb keine Hotelkosten haben, hatten wir uns entschieden, beim Essen nicht
zu sparen.
Anschließend besichtigten wir die sehr schöne Kirche von Røros, wofür wir eine deutsche Beschreibung bekamen und so
beispielsweise erfuhren, dass damals eine strenge Sitzordnung herrschte. Links die Frauen, rechts die Männer und auf der Galerie das einfache Volk, ganz hinten Ausgestoßene und Kriminelle. Die
Galerie war deshalb auch über separate Treppen erreichbar.
Wir schlenderten durch weitere malerische Gassen mit Holzhäusern. Insbesondere die ganz alten Häuser mit den begrasten
Dächern haben es uns sehr angetan. Sehr sehenswert ist natürlich auch der Sleggveien mit ganz kleinen alten Bergmannshäusern, wovon ein paar auch von innen zu besichtigen sind.
Dann besuchten wir das Røros Museum in der Schmelzhütte, bei dem man durch einen Audioguide wunderbar auf Deutsch durch die
Geschichte des regionalen Bergbaues geführt wird.
Wir kauften noch die berühmte gelbe Rørosbutter, frischen Käse, ein Brot und Kuchenstücke,
die wir im Amundsen mit einer Tasse Kaffee verzehrten, ungeduldig auf unseren heutigen Gourmetabend wartend. Derweil planten wir eine Wanderung für den folgenden Tag, da der halbe Tag Røros aus
unserer Sicht für die Besichtigung ausreichend war. Ziel soll der Nationalpark Forollhogna sein, eine Hochebene, wo es auch eine große Herde Rentiere geben soll.
Das Essen im Vertshuset Røros war wie erhofft ein Traum gehobener Küche. Thomas wagte es zu behaupten, dass dieses Restaurant auf Top 3 unserer Favoritenliste stehen würde.
Anbei die Menuefolge:
1. Niedrigtemperierter Lachs (20 Minuten bei 45 Grad) mit Zitronenmayonnaise
und Salaten
2. Jakobsmuschel auf Blumenkohlpüree (das mit schwarzem Knoblauch
aromatisiert war - ein Gedicht!), dazu Zwiebelconsomme und kleine Stücke
blanchierter Blumenkohl
3. Wachtelbrust und -keule mit Jerusalem Artichocke
4. Gekochtes Kalb aus der Rørosregion mit Rotweinsauce, Kohl, Karotten und
Karottenpüree
5. Käse aus der Region (Camembert und Blauschimmelkäse) auf dünnem Brot
mit Feigenstücken
6. Süppchen aus ganz leichter Joghurtvanille mit Erdbeersorbet, frischen
Norwegischen Erdbeeren, Blaubeeren, Zitrone und Crumble
Zum Abschluss tranken wir noch Kaffee. Das Menue kostete 795 NOK, so dass wir zusammen knapp 2000 NOK ausgaben, ein durchaus
akzeptabler Preis.
Schließlich fuhren wir zum Ausgangspunkt unserer morgigen Wanderung. Wir querten eine Mautschranke, die aus einem kleinem
überdachten Bereich bestand, bei der man einen Zettel mit persönlichen Angaben ausfüllte inkl. Fahrzeugkennzeichen und dann das Geld in einen Umschlag steckte und diese in eine Box. Auch eine
Variante. Dann ging es noch eine endlose Schotterpiste in dem schönen Tal hinauf bis wir auf einem kleinen Parkplatz landeten mit traumhaften Blick auf die Hochebene des Nationalparkes. So kann
ein schöner Urlaubstags zu Ende gehen mit Vorfreude auf den morgigen Tag.
7. Tag: Forollhogna Wanderung
Nun sitzen wir glücklich in unserem Amundsen, nachdem Judith ein Rentiergeschnetzeltes mit Kartoffelklößen und Preißelbeeren
zubereitet hat und wir dieses mit gutem Appetit vertilgt haben.
Diesmal stehen wir auf einem Parkplatz (auf dem Campen nicht verboten ist) am Ausgangspunkt für unsere morgige
Zweitageswanderung durch das Dovrefjell. Man sieht, wir haben von Rondane gelernt und gehen das Ganze etwas bescheidener an. Hoffentlich macht das Wetter halbwegs mit, für morgen sind nämlich
Gewitter und Regenfälle angekündigt und am Horizont braut sich eine dunkle Front zusammen.
Nach einer geruhsamen Nacht am Rande des Nationalparkes Forollhogna ging es heute in der Frühe um kurz nach 8 Uhr Richtung
Berg. Während der Wanderung den Berg immer im Blick, mussten wir an den Herrn der Ringe denken und den Schicksalsberg Mordor. Der Weg verlief sacht ansteigend durch eine zunächst wunderschöne
grüne Landschaft. Kleine Birken standen am Rand, ein Bach schlängelte sich durch das Grün.
Allmählich ging die Landschaft wieder in die moosbewachsene Fjellnatur über, die von unzähligen kleinen Blumen übersäht war.
Nun lag der Berg vor uns und der Anstieg begann. Wir gingen zunächst den linken Weg und überquerten ein Schneefeld. Es ging steil hinauf und Judith seufzte. Nachdem die erste Anhöhe erklommen
war, lag der eigentliche Gipfel vor uns und nochmals weitere 100 Höhenmeter standen an. Oben endlich angekommen, genossen wir eine grandiose Sicht auf die Höhenlandschaft des Naturparks. Leider
sahen wir auch hier keine wilden Rentiere, obwohl doch dieses Gebiet mit einer großen Herde angepriesen war. Hinunter wählten wir den Weg auf der Südseite, der schlechter sichtbar war, aber durch
die schöne Heidelandschaft führte, wo wir dann auch uns zum Vesper niederließen. Auf unserem Rückweg schien die Sonne wärmer und wir genossen das schöne Wetter. Anschließend fuhren wir wieder
zurück zum Dovrefjell, kauften unterwegs in Tynset ein und aßen noch ein Røroseis auf einem Rastplatz.
8. Tag - 1. Etappe Dovrefjell
Wir starteten in Grønbakken und parkten auf dem gegenüberliegenden
Parkplatz. Am Abend zuvor hatten wir erkundet, wie man den Fluss und dann die Bahngleise überquert. Für die letzteren ist ein Tunnel vorhanden, bei der Brücke über den Fluss störte uns zunächst
die Schranke mit großem Hinweis Privat. Es gibt jedoch keinen anderen Weg, also einfach die Schranke öffnen, das ist der richtige Weg. Das Haus in Grønbakken dahinter ist nicht bewohnt und wir
vermuten, dass man solche Schranken einrichten muss, weil sich sonst - wie leider zu oft an den schönen Straßen Norwegens, dort einfach freche Camper mit ihrem Wagen hinfahren. Nach einigen Tagen
können wir bestätigen, dass man es mit dem Freistehen nicht übertreiben sollte, weil sonst wirklich die schönsten Plätze und Aussichten zuhauf mit Wohnmobilen und -wagen übersäht
sind.
Zunächst ging es durch eine schöne heideähnliche Landschaft den geschwungenen Weg ins Tal hinein, immer leicht ansteigend. Bald hatten wir den
Fluß Stopla erreicht, wir überquerten jedoch die Brücke nicht, dies würden wir erst bei unserem Rückweg tun. Es hatte zwar die ganze Nacht geregnet, aber erfreulicherweise war es nun trocken,
wenngleich bewölkt. Thomas erspähte in der Ferne im Hangbereich eines vor uns liegenden Berges, kleine braune Punkte, die sich bewegten. Unsere ersten Moschusochsen! Und es sollten noch viele
mehr werden. Es ging weiter hinein ins ansteigende Tal, rechts von uns die kräftig fließende Stropla. Nun fing es leider doch an zu regnen und wir zogen unsere Regenkleidung an. Auf einer
weiteren Anhöhe sahen wir wieder Moschusochsen, eine Herde von 5 stattlichen Tieren, die sich auf unserem Weg befanden, zunächst nur grasend, dann ließen sie sich nieder. Wir machten eine kurze
Mittagspause und erfreuten uns an ihrem Anblick. Da sie immer noch auf dem Weg waren, liefen wir in einem großen Bogen um sie herum, denn man sollte schon genügend Abstand halten. Im Grunde sind
die Moschusochsen sehr friedliebend, können sich aber zur Wehr setzen, wenn sie sich gestört fühlen. Ein schöner Spruch auf einem Schild am Wandergebiet verdeutlicht dies: "Wenn ein Unfall mit
einem Moschusochsen passiert, sind immer Sie selbst Schuld."
Es ging weiter durch das Tal, ein kalter Wind blies uns ins Gesicht. Wir machten eine geruhsamen Pause in einer windgeschützten Ecke, legten uns
auf das Moos und freuten uns, dass es nun wieder trocken war. Als wir weiterliefen, diesmal in der Nähe des Flusses, holte uns eine nette Wandergruppe von 2 Norwegischen Paaren ein. Wir
plauderten kurz und stellten wieder einmal fest, wie freundlich und auch redselig die Norweger sind. Auf einer Anhöhe sahen wir nun eine weitere Moschusochsenfamilie, denn diese hatte sogar zwei
kleine Junge dabei, die total süß hinter ihrer Mutter her hoppelten. Weiter Richtung der Selbstversorgerhütte Reinheim, kamen wir quasi vom Weg ab. Wir versuchten der Komoot-Planung unseres
Wanderprogrammes zu folgen, der vermutliche neue, korrekte Weg geht jedoch mehr links nocheinmal hinauf in den Berg. Bei dem vergeblichen Versuch den alten Weg zu orten, kletterten wir nun
querfeldein über die üblichen Steinblöcke, stapften durch sumpfige und moorige Wiesen und kamen so ziemlich erledigt bei der Hütte an. Eigentlich hatten wir dort nur kochen wollen, der Hüttenwirt
informierte uns aber, dass nach 18 Uhr das volle Entgelt gilt, auch wenn man dort nicht schläft.
Da uns dies missfiel, zogen wir weiter und setzten uns in den Windschatten eines großen Steinblockes. Dort kochte Thomas asiatische Nudeln mit
getrocknetem Hühnchenfleisch und einer Asia-Tütenmischung. Geschmacklich war dies ganz gut, aber es war kalt, es zog und Judith war deshalb recht grantig. Es gibt so Momente im Leben, da fragt
man sich, wie man bloß diese unangenehme Situation beenden kann, und findet keine Lösung. Hinzu kam, dass wir nun ja noch einen Zeltplatz suchen mussten und in dieser hochgebirglichen Umgebung es
nur Steine, Steine, Blöcke, Wasser, Sumpf gab und dann auch noch dieser kalte Wind blies. Endlich, nach zwei weiteren Kilometern (wir waren an diesem Tag stattliche 19,5 km gelaufen, 490 m
Höhenmeter bergauf, fanden wir letztendlich in der Nähe eines Sees eine halbwegs gerade, trockene und nicht so windige Ecke, wo wir unser Zelt aufschlugen.
In den warmen Schlafsäcken liegend, fühlte sich dann Judith doch nicht so erschöpft, wie sie es sich eigentlich gedacht hatte und aß noch
genussvoll einen Duplo. Nun regnete es inzwischen wieder und wir beide waren froh, im Zelt zu sein.
9. Tag - 2. Etappe Dovrefjell
Wir hatten relativ erholsam im Zelt geschlafen, nur das Aufstehen fiel wie immer besonders schwer. Man fühlt sich immer
etwas zerschlagen und ganz wackelig auf den Beinen. Wir machten diesmal unser Frühstück im Zelt, da es wolkenverhangen und recht kalt war. Recht zügig kamen wir diesmal voran, was unter anderem
natürlich auch daran lag, dass es nun bergab ging. Wir liefen an einem weiteren See vorbei, an dem auch eine unbewohnte Hütte lag. Es gibt davon einige in der Bergen und wir fragen uns immer, ob
dies wohl Ferienhütten, Versorgerhütten oder Hütten welchen Zweckes auch immer sind. Im Laufe des Vormittages wurde das Wetter immer schöner und die Sonne kam immer häufiger hinter dem Wolken
hervor. Wir querten eine bewachsene Fläche in Flussnähe, als Thomas plötzlich in 50 Metern vor sich einen stattlichen Moschusochsen sah. Thomas wurde durch ein Schnauben auf ihn aufmerksam,
typischerweise ein Warnsignal. Die beiden sahen sich an, Thomas ganz ruhig, nur ein paar Fotos machend, der Ochse dann auch friedlich und er ging grasend seines Weges. So nah hatten wir sie
wirklich nicht erwartet, diesen Tieren über den Weg zu laufen, ein unglaublich überwältigendes Erlebnis. Im weiteren Verlauf des Weges sahen wir in ähnlicher Nähe noch einen anderen Moschusochsen
grasend am Fluss stehen und in den Berghängen ein paar Familien mit mehreren Tieren. Mit so viel Tieren hatten wir in kleinster Weise gerechnet.
Die Landschaft wurde nun wieder lieblicher, Glockenheiden, Kriechwacholder und Blumen säumten den Weg. Wir suchten uns eine
geschützte Mulde und machten eine ausgiebige Mittagspause. Diesmal kochten wir uns eine Kürbissuppe, dazu gab es wieder Brot, Käse und Salami. Die Sonne schien und wir streckten uns im Gras lang
aus und dösten etwas. Es war so herrlich geruhsam, dass wir kaum weiterlaufen mochten. Die letzten 6 km nach der Pause gingen dann recht schnell vorbei. Die Sonne schien, der Weg war leicht zu
gehen, ein vollkommener Kontrast zum Abend zuvor.
Um kurz nach 15 Uhr waren wir dann wieder beim Auto, packten unsere Sachen aus und machten
uns auf dem Weg Richtung Westküste. Da wir so früh losgekommen waren, entschieden wir uns spontan, für den morgigen Tag Kristiansund einzuplanen. Dieses
hatten wir auf unserer Hurtigrutenfahrt bei unserer Hochzeitsreise nicht besichtigt, da wir es bei Nacht angelaufen hatten. Wir fuhren zu einem Campingplatz, dem Atlanten Turistsenter. Leider
waren wir durch den Hageseter Platz verwöhnt und können diesen nicht so sehr empfehlen, da er ziemlich alte Sanitäranlagen hat.
Wir aßen Würstchen und Kartoffelsalat und ließen den Abend mit Bilder bearbeiten und Tagebuchschreiben ausklingen.
10. Tag - Kristiansund u. Farstadt Strand
Nach gutem Frühstück mit Brötchen aus unserem Ofen, haben wir auf dem Campingplatz erst einmal unseren Amundsen startklar
gemacht. Das heißt: Brauchwassertank geleert, Chemietoilette entsorgt und Frischwassertank gefüllt.
Dann parkten wir in Kristiansund auf einem größeren Parkplatz in der Nähe des sehr guten Fiskerestaurants Smia, wo wir dann
auch zu Mittag Stockfisch aßen.
Kristiansund ist leider im zweiten Weltkrieg ausgebombt worden, so dass das Stadtbild nicht so attraktiv ist. Dennoch liegt
der Ort verteilt auf drei Inseln, bzw. vier Stadtteilen sehr malerisch am Atlantik. Eine öffentliche Bootsverbindung, die im 20 Minuten Takt fährt, verbindet die Inseln. Wir liefen deshalb
entsprechend einer Stadtführungsvorlage (wir hatten hierzu einen großen Plan am Campingplatz mitgenommen). Zunächst ging es zum Hafen und wir nahmen das Boot "Sundbåten" zur Insel Innlandet. Dort
ging es auf den Aussichtspunkt mit Denkmal Bautaen, eine Erinnerung an eine erfolgreiche Schlacht gegen die Engländer mit einem schön angelegten Rundweg. Man hat einen herrlichen Blick auf die
Stadtteile und den Hafenbereich und kann sich sehr gut vorstellen, wie von dort oben die englischen Schiffe erfolgreich beschossen wurden.
Innlandet hat schöne Wohnhäuser und wir liefen durch die Straßen und zurück über eine sehr
hohe Brücke über den Fjord. Anschließend besichtigten wir die moderne Kirche Kirklandet. Bei Sonnenschein sollen die Glasfenster sehr malerisch das Innere beleuchten, aber auch bei diesem Wetter
(es war bedeckt bis regnerisch) waren wir von der Lichtstimmung beeindruckt. Ansonsten ist der Betonbau natürlich eine Geschmackssache. Schließlich ging es noch hoch zum Aussichtsturm Varden
Utkikstårn. Der Ausblick ist sehr schön und der Turm niedlich, mit Innenmalereien. Interessanterweise musste der Turm schon dreimal wieder aufgebaut werden aufgrund von
Sturmschäden.
Das Mittagessen genossen wir in einem sehr guten Restaurant und wählten Klassischerweise Bacalau als Gericht, dazu eine
leckere Schokoladen Panna Cotta. Die Bedienung konnte leider nur schlecht Englisch und erst beim Bezahlen stellten wir gemeinsam fest, dass sie Deutsche war und es mit Deutsch doch viel einfacher
bei uns gewesen wäre.
Wir fuhren mit dem Auto nach Gomalandet, um dort das Klippfischmuseum zu besichtigen. Wir blieben im kostenfreien unteren
Bereich und waren beeindruckt, mit welchen harten Arbeitsbedingungen damals der Fisch vornamlich von Frauen und leider auch Kindern hergestellt wurde. D.h. auf den Klippen trocknen, stapeln und
pressen, wieder trocknen, eine wochenlange mühsame Arbeit.
Den Nachmittag verbrachten wir zunächst damit, die Atlantikstraße Richtung Süden zu fahren und den berühmten Streckenabschnitt zu bestaunen, der auch in vielen Werbefilmen zu sehen ist. Dann natürlich meist bei stürmerischeren Wetter und weniger Touristen in Wohnmobilen. Wir parkten und aßen mal wieder leckere Norwegische Erdbeeren und Schokoküsse. Wir fuhren nach Farstadt, um die Rother Wandertour 21 von Strand zum Leuchtturm zu laufen. Thomas hatte die gute Idee, diese Tour erst am Abend zu machen, so dass wir uns Brote schmierten, Tee kochten und dann am Zielpunkt, am Leuchtturm mit herrlich romantischem Blick auf das Meer picknickten. Diese Wanderung ist leicht und sehr empfehlenswert, sie führt durch einen Blumentraum. Alles blühte, wir sahen sogar herrliche Orchideen, aber auch Skabiosen, gelbe Astilben und viele Blumen mehr, deren Namen wir alle gar nicht kennen. Der Leuchtturm ist klein und niedlich und wir blickten über das ruhige Meer, das ansonsten eine für die Schiffahrt recht gefährliche Passage umfasst, da es viele Klippen im Wasser gibt. Etliche Schiffe sind schon vor dieser Küste gesunken.
Eigentlich hatten wir dann vor, auf dem Parkplatz dort zu übernachten, aber ein Bauer meinte es gar nicht gut mit uns und
jauchte direkt neben uns sein Feld.
So mussten wir leider den schönen Platz (der sogar eine Toilette hatte) verlassen und fuhren nach erfolgloser Suche an der
Küstenstraße schließlich zu unserem nächsten Wanderziel, der Trollkyrkja. Auf dem Parkplatz an der Straße standen auch andere Autos von Wanderern und wir bedauerten ein junges Pärchen, das neben
uns im kleinen Auto zu schlafen versuchte. Wie können wir doch über unseren Amundsen froh sein.
11. Tag - Trollkyrkja und Fahrt zur Insel Runde
Die Nacht auf dem Parkplatz bei der Trollkyrkja war zwar geruhsam, da wir wie immer sehr müde von unseren Unternehmungen waren, aber am frühen Morgen hörte man doch den Auto- und insbesondere LKW-Lärm recht deutlich. Es hatte leicht geregnet und dicke Wolken, die die Berge umhüllten, erwarteten uns. Wir frühstückten in Ruhe mit Brötchen und diesmal sogar gekochten Eiern und beobachteten die Camper um uns herum, die auch die Nacht auf dem Parkplatz verbracht hatten. Zum einen war da das junge Pärchen, das noch bis 9 Uhr, als wir zur Wanderung aufbrachen, in seinem Auto schlief, die Scheiben von innen beschlagen. Dann stand dort ein sehr interessanter Pick-up Kastenwagen von einem "alternativen" französischen jüngeren Paar mit zwei Huskies, beide lange Haare, er mit Bart. Der Wagen ganz urtümlich selbst zusammengebaut, vorne ein Geweih über dem Führerhaus, innen Tannenzapfen, Moos und allerlei Natur. Letztlich stand im hinteren Bereich ein kleiner Van einer russischen Familie, die dort mit Seitenzelt zu sechst darin geschlafen hatten. Allen drei Schlafgenossen sollten wir auf unserer Wanderung später noch begegnen.
Nun ging es los, das Wetter war schwül feucht und neblig und ging nach kurzer Zeit in Regen über, so dass wir unsere Regenkleidung herausholen mussten. Erst später hörte der Regen wieder auf. Zunächst führt der Weg noch ca. einen Kilometer eben zum Berg hin, dann ging es im Wald relativ schnell steil bergauf. Die ersten 500 Meter waren zwar mit Steinen etwas mühsam zu laufen, der schwierige Teil kam aber zum Schluss. Hier ging es entlang eines Gebirgbaches/Wasserfalls über größere Blocksteine und diverse morastige Felder. Wir waren froh gute Stiefel zu haben und waren am Ende der Wanderung ziemlich verdreckt. Schließlich hatten wir den Höhleneingang erreicht, setzten unsere Stirnlampen auf und stiegen in die Höhle hinein. Hier hätte man besser auf die Stöcke verzichtet, denn man klettert am einfachsten sich an Steinen/Wänden festhaltend weiter. Die Höhle war überraschend kalt, einige elektrische Kerzenlichter ergaben eine hübsche Stimmung. Nach mehreren Kurven erreichten wir die berühmte Lagune, bei der ein Wasserfall in ein Marmorbecken tost und von oben Licht hineinscheint. Dadurch entsteht eine mystische Stimmung. Als wir aus der Höhle hinauskamen, war inzwischen auch die russische Familie angekommen, deren Wanderkünste der Älteren im Hinblick auf Kleidung und Schuhwerk wir sehr bewunderten, denn es ist doch ein anstrengender Anstieg und uns begegnete später noch manch anderer Wanderer ziemlich schnaufend. Beim Weg zurück waren wir über unsere Stöcke dankbar, denn so konnten wir relativ gefahrlos trotz des feuchten Untergrundes wieder hinunter klettern. Es war lustig, wie viele Deutsche uns noch begegneten, immer einen kurzen Smalltalk haltend und zum wiederholten Male erklärend, wie weit es denn noch hinauf sei.
Nach der Wanderung und einer kurzen Mittagspause mit Brot und Kaffee, fuhren wir nach Molde zum Aussichtspunkt Varden.
Leider war das Wetter und die Sicht nicht so schön, so dass wir nur eine Ahnung des traumhaften Panoramas bekamen.
Anschließend nahmen wir die Fähre nach Vestnes und es ging weiter Richtung der Vogelinsel Runde. Eigentlich hatten wir noch
auf dem Weg übernachten wollen, aber wir kamen gut voran und fanden dann auf den letzten Kilometern auch keine geeignete Stelle zum frei Stehen. Also beschlossen wir gleich auf dem Goksöyr
Campingplatz nun für zwei Nächte einzukehren, um an den nächsten Tage die Insel zu Fuß und mit einer Bootsfahrt zu erkunden. Der Campingplatz war sehr gut besucht, aber wir bekamen noch ein
Plätzchen mit schönem Blick über die See. Zum Abendessen gab es leckere Fischfrikadellen, die wir im Supermarkt gekauft hatten, deren einziges Manko war, dass nun der Amundsen trotz offener Türen
sehr nach Fisch roch.
12. Tag - Wanderung auf der Insel Runde
Nach einem abermals guten Frühstück mit Aufbackbrötchen, wanderten wir hinauf zur
Vogelbeobachtungstour auf der Insel Runde. Auf den Höhen der Insel befindet sich ein Hochmoor, unser alter Bekannter Wollgras erfreute unser Auge. Die Wege sind ausgiebig, aber manchmal
verwirrend ausgeschildert und an den sumpfigen Stellen mit Holzbohlen und Planken belegt, so dass man vernünftig gehen kann. Sämtliche Vogelbrutgebiete liegen auf der gegenüberliegenden
Seite der Insel und wir gingen zunächst zu Lundeura, wo insbesondere Papageitaucher brüten. Uns war gesagt worden, dass man in den Abendstunden, so ab 21 Uhr besonders viele sehen sollte, aber
wir waren auch mit dem Ergebnis der Vogelsichtungen am Vormittag zufrieden. Zumindest waren noch wenige Besucher da, außer eines Vogelkundigen, der mit seinem großen Telebobjektiv schon am frühen
Morgen dorthin gewandert war. Die Papageitaucher sind wirklich sehr putzig, fliegen etwas wuselig und watscheln, wenn sie laufen. Ihre Hauptfähigkeit liegt wohl wirklich im Tauchen. Thomas konnte
viele schöne Fotos machen. Besonders erfreute uns ein brütendes Adlerpaar mit Jungem auf einem hohen Felsen. Interessant zu beobachten waren die Raubmöwen, die über die Hochebene kreisten,
vermutlich nach kleinen Feldlerchen oder anderen Jungvögeln suchend. Ab und zu, wenn sich zwei im Flug begegneten, führten sie (Schein-)kämpfe in der Luft durch. Nach ausgiebiger Vogelbeobachtung
liefen wir hinauf auf den Sandstornet und bis zum Kaldekloven, um dort insbesondere die Basstölpel bei ihrer Jungenaufzucht und den Flugkünsten zu beobachten. Wir sahen dort auch einige
Krähenscharben und Trottellummen. Die steilen Felsen beeindrucken insbesondere im Hinblick auf die Vorstellung, dass sich die Jungen - noch nicht flügge - von dort ins Meer stürzen. Unser
weiterer Weg führte uns Richtung Leuchtturm. Dort kann man prinzipiell auch in alten Wohnhäusern übernachten, diese werden jedoch zur Zeit renoviert. Der Weg hinab zum Leuchtturm ist steil, es
blies ein kräftiger Wind und wir waren froh unten angekommen zu sein. Am Fuße des Leuchtturms setzen wir uns in den Windschatten und aßen zunächst einmal die mitgenommenen Brote und Tomaten, dazu
gab es Kaffee. Anschließend kletterten wir noch zur einer alten Leuchtturmruine und beobachteten die Basstölpel, die erfolgreich von ihren Fischgängen zurück zu den Nestern flogen. Wir konnten
nicht erkennen, woraus ihre Beute bestand, Tang war auf alle Fälle dabei.
Anschließend führte unser Weg wieder steil den Berg hinauf zum Bereich der Skarveura und zum Raudetinden. Wir hatten schöne
Ausblicke zurück zum Leuchtturm und über die Hochmoorebene, sahen dort aber keine Brutbereiche mehr.
Schließlich ging es zurück nach Goksøyr, die steile Teerstraße die letzten Meter war der unangenehmste Teil für unsere Knie.
Insgesamt legten wir 8 km Wanderung mit 560 Höhenmetern hinauf und hinunter zurück.
Den späten Nachmittag verbrachten wir ausnahmsweise einmal mit Faulenzen und Lesen, zum Abend wurde noch gegrillt. Leider
wurde das Wetter immer ungemütlicher und frischer und wir hofften, dass der nächste Tag für die Bootsfahrt nicht zu stürmisch werden würde.
13. Tag - Bootsfahrt um die Insel Runde und Fahrt nach Innerdalen
Wir frühstückten, machten unser Wohnmobil fertig, d.h. entsorgten das Altwasser, die Toilette und füllten Frischwasser auf.
Dann fuhren wir zum Hafen, parkten dort und warteten auf die Bootsfahrt, die um 11.10 Uhr startete. Der Kapitän Johan war ein unterhaltsamer Norwegischer Seebär, nein, in der Tat ehemaliger
Lehrer und wir waren eine aus diversene Nationalitäten zusammengewürfelte Runde von 13 Passagieren. Neben einem radelnden Dänen, waren es Deutsche, Venezuelaner, Amerikaner und Italiener, die
alle mit Motorrädern auf einer organisierten Tour in Norwegen unterwegs waren. Der Kapitän erzählte uns, dass er vor 10 Jahren in Runde noch als Lehrer unterrichtet hatte, immer das Boot "Aquila"
gesehen hatte, mit dem der Vorbesitzer unterwegs war. Ihn dann eines Tages gesagt hätte, wenn er mal aufhören würde wollen, dann sollte er Bescheid geben. Und das passierte dann noch im gleichen
Jahr, in 2006. Seitdem fährt Johan dreimal am Tag rund um die Insel und zeigt den Besuchern von außen Rundes beachtliche Vogelwelt. Am heutigen Tag hatten wir Glück, die See war relativ ruhig,
natürlich schaukelte das Boot etwas, aber ab und zu guckte auch die Sonne hinter den Wolken hervor. Wir fuhren im Uhrzeigersinn um die Insel herum, zunächst unter einer der beeindruckenden
Brücken in Norwegen hindurch, die die Inseln verbinden und interessanterweise oftmals nur einspurig sind. Oben auf der Brücke ist dann eine Ausweichmöglichkeit und man muss gucken, dass man
einander Platz lässt und vorausschauend fährt.
Wir fuhren an schwimmenden Papageitauchern vorbei und dann ganz nah an die Brutfelsen heran. Besonders witzig fanden wir die
Krähenscharben, die immer auf Felsen saßen und sich durch unsere Nähe nicht sehr beeindrucken ließen. Diese Vögel haben grüne Augen und Thomas konnte abermals einige gute Fotos schießen. Wir
konnten auch dank des ruhigen Seegangs in die Grotte hineinfahren, in der auch unzählige Vögel geschützt brüteten, es aber sehr intensiv nach Vogelkot roch. Johan erzählte uns, dass die Kolonie
der Basstölpel, die wir schon von Land aus gesehen hatte, in den letzten Jahrzehnten immer mehr gewachsen ist und die Vögel auch immer weiter oben brüten. Alle Vögel, die gut tauchen können, wie
die Basstölpel, Papageitaucher, Krähenscharben haben hier besonders gute Bedingungen und ein reiches Nahrungsangebot, während Möwenarten, bspw. die Dreizehenmöwe, die auf Oberflächenfische
angewiesen sind, in dieser Gegend keine guten Bedingungen vorfinden, insbesondere in diesem Jahr. Die Papageitaucher hingegen haben dieses Jahr einen besonders guten Bruterfolg, d.h. jedes Paar
hat ein Junges.
Wir erfuhren auch, dass bei den Basstölpeln immer ein Elternpaar beim Nest ist, um aufzupassen, dass das Junge nicht auf die
Felsen hinunter fällt, was leider ab und zu passiert und dann die Adler erfreut, die dort auch brüten, sich aber weniger auf Fische als auf junge Vögel spezialisiert haben.
Schließlich umrundeten wir noch die Spitze der Insel mit dem Leuchtturm und kehrten zum Hafen zurück. Die Tour mit der
Aquila können wir sehr empfehlen.
Nun verließen wir die Insel wie geplant Richtung Trollstigen. Die Fahrt war angenehm und dauerte ca. 3-4 Stunden. Wir
machten einen kurzen Stopp am Fjord gegenüber der Einmündung des Geirangerfjords und genossen die Aussicht. Abermals nahmen wir eine Fähre und kamen schließlich auf dem Parkplatz des Trollstigen
an. Dort standen auch einige Wohnmobile, um dort zu übernachten. Die Berge waren jedoch neblig verhangen und es regnete. Wir liefen durch die für Touristen angelegten Bereiche, einen Steg hinaus
und sahen grau in grau leider nicht viel.
Wir kochten Rentiergeschnetzeltes. Das erste war so lecker gewesen, so dass wir noch eines
machen wollten. Derweil lasen wir den Wetterbericht für den Trollveggen, das geplante Wanderziel des morgigen Tages und sahen, dass weiterhin nur Nebel und Regen den ganzen Tag über sein sollten.
Da diese Wanderung von der Aussicht bestimmt ist und bei so einem Wetter überhaupt keinen Sinn macht, planten wir kurz entschlossen um. Wir fuhren weiter nach Innerdalen, was nochmals 2,5 Stunden
dauerte. Und hier zeigte sich abermals der Vorteil eines Wohnmobil, so flexibel zu sein und umplanen zu können, da wir ja überall übernachten können. Am späten Abend erreichten wir dann der
Parkplatz im Tal von Innerdalen. Dort konnten wir trotz Angabe im Rother Wanderführer keinen Parkautomaten oder ähnliches finden und parkten deshalb ohne Bezahlung.
14. Tag - 1. Etappe Innerdalen
Das Wetter war zwar wolkig und die Berge verhangen, die wir erst am nächsten Tag als
unglaublich imposant und beeindruckend identifizieren würden können. Wir starteten die 4 km hinauf zur Innerdalshytta. Nach den ersten paar hundert Metern stoppte plötzlich ein Auto neben uns und
ein freundlicher bärtiger Norweger bot uns an, unsere schweren Rucksäcke mit hoch zur Hytta zu nehmen und sie dort hinzustellen. Wir freuten uns riesig über das nette Angebot und nahmen es
dankend an. Nun ging es leichter bergauf und bald war die Hytta und noch weitere Häuser (eine andere Selbstversorgerhütte ist dort auch) erreicht. Das Tal liegt ungemein malerisch und wird nicht
umsonst als das schönste Hochtal in Norwegen bezeichnet. Es lebt von den Gegensätzen der lieblichen Natur im unteren Bereich und den schroffen Felsen und rauhen Bergwelt oberhalb. Wir schulterten
wieder unsere Rucksäcke, die wir vor der Hütte fanden und liefen weiter. Der Weg führte nun innerhalb des Tales nicht weit entfernt von einem Fluss. Üppige Pflanzen wuchsen links und rechts,
große Farne, Birken und es blühte überall. Der Weg wurde derweil immer mooriger und sumpfiger und wir stapften durch mit Wasser durchzogene Moose und schlammige Erde. Während normalerweise man
immer noch ab und zu Steine findet, auf die man balancierend treten kann, fehlten diese immer mehr und unsere Schuhe sanken tiefer und tiefer in die wässrige Moorlandschaft. Leider hatten wir den
Fehler begangen, nur unsere normalen Wanderschuhe zu tragen und keine wasser- und bergfesten Schuhe. Das rächte sich nun gehörig, denn nach einiger Zeit waten wir nicht nur durch das Wasser,
sondern hatten auch das Wasser in den Schuhen und bei jedem Schritt hörte man das schmatzende Geräusch des Wassers auch im Schuh. Den Höhepunkt der Sumpfwanderung erlebten wir, als bei einer ganz
unwegsamen Stelle zunächst Thomas fast bis zum Knie mit einem Fuß im Moor versank und Judith kurz darauf an einem Stein rutschend sich mit dem Rucksack ins Moor setzte. Ziemlich genervt machten
wir daraufhin auf einem "trockenen" Stein eine Mittagspause. Es war recht warm und ab und zu kam die Sonne hervor, so dass zumindest Judith ihre Schuhe auszog und die Füße trocknete und ein
weiteres Paar Socken anzog - die leider nach kurzer Zeit dann aber auch nass waren. Und nasse Füße sind sehr unangenehm, denn sie quellen ja leicht auf und sind deshalb besonders empfindsam beim
Laufen. Außerdem strengt das Laufen sehr an, wenn man immer mit den Füßen so tief einsinkt. Wir überlegten kurz, umzukehren, konnten uns aber dann mit der Vorstellung nicht anfreunden, den ganzen
sumpfigen Weg zurückgehen zu müssen. Während der Mittagspause entdeckte dann Thomas einen der Lichtblicke des Tages, kleine Sonnentaupflanzen, die dort in Massen
wuchsen.
Nun hatten wir unseren inneren Schweinehund überwunden und gingen weiter. Die Sumpflandschaft war nach weiteren 1-2 km
überwunden und der Weg stieg langsam aber stetig an. Die Landschaft wurde gebirgiger und wir machten eine kurze Müsliriegelrast. Wir zählten die Kilometer, die noch zum geplanten Zeltlager
zurückzulegen sind und es waren gefühlt immer noch viel zu viele. So zog sich der Weg, wir waren müde und fragten uns ab und an, warum wir uns dies eigentlich selbst antun. Oben auf dem
Bergrücken angekommen, genossen wir einen schönen Rundumblick, die prächtige Bergwelt Norwegens unter uns liegend und ahnten wieder, warum. Aber es ist wohl eine Mischung aus dem Naturerlebnis
und der Selbstüberwindung, dem Erfolgsgefühl, es doch zu schaffen. Judith sinnierte, dass der Spruch, dass man "den Berg bezwingt" ein vollkommen unsinniger ist. All das Wandern ist nur eine
"Selbstbezwingung", der Berg ist so wie er ist, der Mensch ist völlig unwichtig Angesicht der Natur.
Schließlich hatten wir die vorab durch Google Satellit geplante Nachtstätte erreicht und es es war wirklich eine ideale
Ecke. Hinter uns lag ein altes Schneefeld, vor uns ein kleiner See und Bachlauf. Es war dort auch relativ trocken und wir konnten auf den niedrigen Heide und Moosflächen unser Zelt aufbauen. Wir
kochten Spaghetti Bolognese und schliefen wie üblich sehr schnell ein.
15. Tag - 2. Etappe Innerdalen
Wir wachten kurz vor sieben auf uns lauschten wenig erfreut dem Regengeräusch auf unserem
Zelt. Wir guckten kurz heraus, aber es sah leider nicht danach aus, als ob der Regen gleich wieder vorbei war. Also mussten wir notgedrungen uns im Zelt fertig machen. Das muss gut geplant sein,
denn für zwei Personen in einem so niedrigen Zelt ist nicht viel Platz. Zunächst holte Thomas Wasser für unseren Kaffee und den Babybrei. Der Kocher wurde im Vorzelt aufgestellt, das Wasser wurde
heißt gemacht und erstmal gab es heißen Kaffee, danach dann den warmen Schokoladenbrei. Während Thomas dann im Regen im Bach das Geschirr wusch, zog sich Judith an. Dann rollte sie die Matratzen
zusammen. Leider waren bei Thomas Matratze in der Mitte ein Steg auseinandergegangen, so dass eine große Rolle entstanden war, auf der sich nicht so gut schlief. Die weiteren Sachen wurden dann
im Zelt in die Rucksäcke gepackt, wir zogen uns regenfest an und dann ging es raus, das Zelt zusammenzufalten. Schließlich stiefelten wir los über die Bergrücken, ein restliches Schneefeld nach
dem anderen querend. Langsam hörte der Regen auf und ein schöner Blick über die teilweise noch schneebedeckten Berge offenbarte sich. Wolkenschwaden hingen über den Bergspitzen, kahler grauer
Stein so weit das Auge reichte. Nach einigen Bergseen, die wohl durch den Schnee gespeist werden, lag schließlich der See Langvatnet vor uns. Es faszinierte uns, dass noch einige alte Eisschollen
auf dem Wasser trieben, und wiederum an anderen Stellen das Türkisblau des Uferbereichs so verlockend zum Baden aussah wie eine Adriaküste. Wir wanderten auf der rechten Seite am See entlang,
müssten noch über einige steile Passagen mit Blocksteinen kraxeln. Plötzlich hörte Judith ein knarrendes Geräusch und zwei Schneehühner flogen weg. Diese gaben zu unserer Überraschung so
knarrende Geräusche von sich und noch zwei weiteren begegneten wir auf unserer Wanderung. Anschließend ging es steil hinab in ein weiteres lieblicheres Tal, wo wir mit herrlichem Blick auf
weitere Seen unsere Mittagsrast machten. Nachdem wir weitergingen, setzte plötzlich heftiger Regen ein. Waren unsere Füße vom gestrigen Tag durch das Morastwaten nass geworden, kam nun der Regen
von oben hinzu und abermals quietschten unsere Socken. Nachdem es noch lange über eine Hochebene ging, begann dann der vermutete steile Abstieg in kleinen Serpentinen entlang eines rauschenden
Gebirgsbaches. Norwegen wird für uns immer ein Land der Wassermassen sein, von oben, als auch rundherum in den Fjorden und in unzähligen Seen und unglaublich mächtigen
Wasserfällen.
Jedenfalls wurde der erdige Pfad, der hinunter ging, durch das Wasser sehr rutschig und unsere nicht sehr geeigneten Schuhe
führten dazu, dass wir nur mühsam, teilweise rutschend den Berg hinunter kamen. Inzwischen regnete es nicht mehr und die Sonne beschien die prächtige Landschaft. Wir liefen durch Farnwälder und
kamen schließlich in der Nähe der Innerdalshytta wieder heraus. Jetzt war eine kurze Pause nötig, Socken ausziehen, halbnasse Kleidung lüften und dazu eine Waffel mit Kaffee. Leider waren die
Waffeln nicht frisch gebacken - wie wir es von den anderen Hütten kannten - sondern lagen schon länger da und waren deshalb recht matschig.
Die letzten 4 km ging es dann zügig wieder hinunter zum Parkplatz, wo wir anschließend wieder glücklich unsere Außendusche
benutzten.
Wir fuhren dann noch zu unserem nächsten Wanderziel, dem See Reinsvatnet, den man über eine beeindruckende
Maut-Serpentinenstraße erreicht, die Richtung Aursjøvegen führt. Dort aßen wir bei einer Zwischenpause Spaghetti mit Thunfischsauce und fielen müde, aber zufrieden in unsere
Amundsen-Schlafkoje.
PS: die Wanderung 27 Innerdalen im Rother Reiseführer Ausgabe 2014 ist so aus unserer Sicht nicht machbar. Dort wird die Strecke in 2 Tage geteilt, mit dem ersten Tag 4 km zur Hütte, wo übernachtet wird und dann den 2. Tag die gesamte Tour von insgesamt 27 km. Die angedachte Gehzeit von knapp 9 Stunden ist unter Berücksichtigung von Pausen und ob des wirklich nicht zu unterschätzenden Schwierigkeitsgrades (moorige, schwer zu gehende Bereiche, Blockgesteine, steile Abstiege) vollkommen unrealistisch. Hinzu kommt, dass man ca. 950 Höhenmeter hinauf und hinunter überwinden muss. Wir würden deshalb hiervon dringend abraten, könnte ggf. der Wanderer dann auf halber Strecke schon in den späten Abend kommen und den gesamten Weg nicht mehr schaffen und ohne Proviant und Zelt im Berg übernachten müssen.
16. Tag - Rund um den See Reinsvatnet
Wir hatten eine ruhige Nacht auf ca. 900 Höhenmeter auf dem Parkplatz am Reinsvassdammen, der Staumauer des Sees verbracht.
Die Fahrt hinauf war am Abend noch aufregend gewesen, ging sie doch über eine enge Serpentinenstraße mit vielen Schlaglöchern. Das Wetter war bedeckt, aber es regnete nicht und auch während der
Wanderung tröpfelte es nur ab und zu einmal. Diese Wanderung mit etwas über 11 km und einem Höhenunterschied 160 m hoch und hinunter leicht machbar. Wir sahen auf der Wanderung keinen anderen
Wanderer, nur in einer Hütte am Ende des Sees war ein werkelnder Bewohner tätig. Wir machten eine kleine Mittagsrast auf einer Bank an der verschlossenen Selbstverpflegerhütte Reinvassbu. Leider
sahen wir auch hier keine Rentiere, obwohl im Wanderführer dieses Gebiet noch als ein mögliches empfohlen wurde, wo auch schon zur Steinzeit Jäger Rentiere jagten. Aber außer ein paar Mücken, die
uns diesmal quälten und stachen, und zwei süßen Fröschen waren nicht viele Tiere zu sehen. Der Weg zurück führt über den alten Staudamm aus Steinblöcken. Anschließend ging es wieder die
atemberaubenden Serpentinen zurück ins Tal, mit einigen wundervollen Ausblicken.
Nun lag noch die längere Fahrt nach Geiranger vor uns, die wieder über den Trollstigen führte. Bei einer kleinen
Nachmittagspause gab es Heidelbeeren mit Vanillesauce, die wir am Abend zuvor noch im Supermarkt von Sunndalsøra gekauft hatten. Dann ging es diesmal den Trollstigen hinauf, den wir zwei Tage
zuvor bei nebligem Wetter hinunter gefahren waren. Leider war auch diesmal das Wetter nicht viel besser, es regnete teilweise, und Wolken umgaben die Gipfel, so dass auch diesmal keine Aussicht
da war und wir weiter fuhren. Wir nahmen die Fähre Richtung Geiranger, blickten am Geiranger Adler Stigen/Serpertine von oben auf den Fjord und das Örtchen und fuhren schließlich zum Campingplatz
direkt am See. Hier wollen wir nun zwei Tage bleiben, um mit dem Boot zu fahren und eine schöne Wanderung zu machen. Im Anschluss ist noch ein Hotelaufenthalt im Hotel Grande geplant. Leider
regnete es weiterhin. Wir wuschen Wäsche, aßen Hotdog und Burger sowie Pommes.
17. Tag - Wanderung Geiranger Fjord
Endlich wurde es einmal ein schöner, relativ sonniger Tag, an dem auch die wenigen Wolken am Himmel kaum störten. Der
Campingplatz direkt am Geiranger Fjord und Hafen liegt ideal, und gleich am Morgen konnten wir das Einlaufen eines großen italienischen Kreuzfahrtschiffes beobachten. Natürlich ist der Ort sehr
touristisch, ein Andenkenladen neben dem anderen, aber der Fjord ist nicht umsonst UNESCO Weltnaturerbe. Die Berge gehen steil hinauf, der Fjord ist tief grünblau und unzählige imposante
Wasserfälle stürzen in die Tiefe. Wir frühstückten gemütlich und kauften ein Ticket für die Bootsfahrt zum Startpunkt unserer Wanderung, einer kleinen Anlegestelle Skagehola unterhalb des alten
Gehöfts Skageflå. Man kann diese touristische Fjordfahrt entweder für eineinhalb Stunden buchen, d.h. hin und zurück nach Geiranger Hafen. Oder man steigt nach einer Stunde bei der erwähnten
Anlegestelle aus. Der Fahrtpreis kostet für die kürzere Tour 225 NOK, für die Gesamtstrecke 250 NOK pro Person. Um 12 Uhr fuhren wir los, ganz im Touristentrubel. Die Fahrt dauerte dann doch nur
eine Dreiviertelstunde und wir waren insgesamt von der Leistung sehr enttäuscht. An den bekannten Sehenswürdigkeiten, der Adlerserpentine, den 7 Schwestern Wasserfällen und den anderen schönen
Wasserfällen wurde nur in verschiedenen Sprachen ein Band abgespielt mit spärlicher Information, nicht mehr als in jedem Reiseführer. Nun denn, das Schiff hielt mit Bug voraus an der Anlegestelle
und wir kletterten über den Rand unmittelbar auf den steil ansteigenden Wanderweg. Die Wände des Fjords sind wirklich fast senkrecht und so ist auch am Ufer kaum Platz. Nur eine kleine Bucht, wo
gerade zwei Kajaks lagen. Insgesamt bietet Geiranger viel touristische Aktivitäten. Neben Wandern, Kajakfahren kann man hier auch bspw. einen Helikopterrundflug buchen.
Der Wanderweg war relativ gut besucht, da wir aber nicht die Schnellsten sind, hatten wir
bald die Natur wieder für uns. Den nächsten Kilometer ging es gefühlt senkrecht die Wand hinauf auf eine Höhe von 550 Metern. Teilweise war der Pfad an gefährlichen Stellen mit Seilen und
Geländern gesichert und manchmal blickten wir lieber nicht nach unten in die Tiefe. Als erster Zwischenstopp liegt das alte Gehöft Skageflå sehr idyllisch. Früher war dies ein reicher Hof, mit
mehreren Schafen und Rindern. Seit 1918 ist der Hof verlassen, wird aber von einer Eigentümergemeinschaft gut gepflegt. Es waren damals rauhe Zeiten, als die Menschen dort oben leben mussten.
Bspw. wurden Kleinkinder an eine Leine gebunden, damit sie nicht die Felswände hinabstürzten. Eine lustige Geschichte ist auch, dass wenn sich der Steuertreiber ankündigte, die Seilsicherungen
abmontiert wurden, damit er den Hof nicht erreicht. Wir machten eine kurze Mittagspause und weiter ging es schnaufend den Berg hinauf. Endlich hatten wir die Höhe erreicht und konnten eine
herrliche Aussicht genießen. Aber auch zwischendurch hatten wir Glück, dass wir einen Blick auf das ein- und wieder auslaufende Schiff Finnmarken der
Hurtigrutenlinie werfen konnten. Inzwischen war es wunderbar sonnig und wir genossen die idyllische Lage. Ganz oben angekommen, an einer der kleinen Hütten, die früher die Hirten der Schafe
beherbergten, machten wir dann noch eine Kaffeepause und aßen eine vom hiesigen Bäcker mitgenommene Zimtschnecke. Dann ging es einen endlos erscheinenden Weg hinab an der Bergseite Richtung
Geiranger durch den Wald. Der Weg war felsig und teilweise feucht. Ganz zum Schluss gab es eine leichter zu begehend wirkende Passage über ein trockenes Felsplateau, Thomas legte einen forscheren
Schritt zu. Und oh Schreck, plötzlich stolperte er und fiel hin. Judith war weiter hinten, ein nettes junges Wanderpärchen kam jedoch zu ihm, um zu helfen. Gott sei Dank hatte er sich nicht
ernsthaft verletzt, aber leider den kleinen Finger ausgerenkt. Beherzt, wie er ist, zog er das Gelenk wieder in die richtige Lage. Wir verbanden den Finger, d.h. banden den kleinen Finger zur
Schonung an den Ringfinger, und gingen dann die letzten Kilometer, diesmal schon unten am Fjord auf einer kleinen Straße zurück zum Platz. Da das Wetter immer noch sehr schön und trocken war,
bauten wir zum ersten Mal die stilgerechte Camperausrüstung auf, die aus zwei Stühlen, Tisch und unserem Gasgrill besteht. Es gab gegrillte Fischfrikadellen, den inzwischen sehr geschätzten
Kartoffelsalat und ein Bier.
Nun lassen wir uns mal überraschen, wie der morgige Abend im Grande Fjord Hotel sein wird, zumindest ein ziemlicher
Gegensatz unserer bisherigen Urlaubserlebnisse.
18. Tag - Geiranger Grande Fjord Hotel und Wanderung Storseterfossen
Wie vom Wetterbericht www.yr.no korrekt angekündigt, zeigte sich der Tag trübe und regnerisch. Wir frühstückten und machten unseren Amundsen
fertig und fuhren vom Ort aus hoch, um eine kleine Wandertour zu dem schönen Wasserfall Storseterfossen zu machen. Es gibt eine etwas schwierigere, aber natürlich trotzdem noch leichte blaue
Route und eine ganz leichte grüne Route, die nach einigen Hundert Metern wieder zusammengeführt werden. Es regnete, als wir gegen 9 Uhr losliefen, erfreulicherweise hörte der Regen aber nach
einer halben Stunde auf. Die blaue Route ist eine typische Stein- & Matschwanderroute und bei schlechtem Wetter weniger empfehlenswert. Die grüne Route und der Rest des Weges sind schön mit
Steinplatten ausgelegt und lassen sich deshalb wirklich mühelos laufen. So waren wir nach einer knappen Stunde auch schon am Wasserfall angekommen. Das Besondere des Storseterfossen ist, dass man
einen kleinen Pfad hinter den Wasserfall gehen kann und dann die herunterstürzenden Wassermassen von hinten bewundern kann. Das ist ein wirklich schönes Erlebnis, hinter einem so mächtigen
Wasserfall zu stehen und zu erleben, wie das Wasser fällt. Wenn man so einen Wasserfall beobachtet, kann man ins Nachdenken kommen. Ein Wasserfall ist eine besondere Wesenseinheit, die ein Wesen
an sich ist, d.h. er hat einen Namen, aber niemals stetig aus der gleichen Materie besteht. Immer wieder neue Wassermoleküle durchfließen den Wasserfall, formen ihn stetig neu, bilden ähnlich
fließende aber dennoch immer andere Formen. Aber im Grunde ist eigentlich das ganze Leben im Fluss, besteht nie aus dem Selben und besitzt doch Individualität. Auch der menschliche Körper besteht
zu einem großen Teil aus Wasser, das stetig ersetzt wird.
Nun denn, genug der Philosophie, der Wasserfall ist jedenfalls eine Kurzwanderung wert. Die
Strecke ist insgesamt nur etwas über 3 km und so konnten wir dann zur Mittagszeit das Geiranger Norsk Fjordsenter besichtigen. Dort gibt es eine 18 Minuten dauernde Diashow mit schönen Bildern
der Natur und eine teilweise interaktive Ausstellung, die einem das Leben an den Fjorden näher bringt. Beeindruckend sind die Nachstellung des Lebens der Bauern vor Ort, die Naturgewalt, mit der man sich hier arrangieren musste, wie bspw. der Lawinengefahr (nicht nur Schnee, sondern auch abbrechende Bergteile, die dann Tsunamis hervorrufen
können).
Der Eintritt kostet 115 NOK pro Person.
Um 14 Uhr waren wir dann in unserem Hotel Grande Fjord angekommen, ein nicht zu großes, etwas altertümliches aber niedliches Haus mit herrlichem Ausblick auf das Wasser. Wir bezogen unser Zimmer und machten es uns gemütlich mit Lesen, Wanderbuch schreiben und einem schönen Wannenbad. Den Abend rundete dann das Buffet im Restaurant ab. Es gab sehr gute Vorspeisen, insbesondere die Fischauswahl an Nordmeerkrabben und Lachs waren wie in Norwegen üblich vorzüglich. Die Hauptgänge waren in Ordnung, während die verschiedenen Nachspeisen wieder überzeugten. Dazu tranken wir ein sehr gutes Geiranger Pale Ale Bier, das uns mit exotischen Fruchtaroma begeisterte.
19. Tag - Wanderung Nigardsbreen und Fjærland
Nach einem Frühstück mit guter Auswahl am Frühstücksbüffet im Hotel (aber leider weniger
Gemütlichkeit als im Amundsen) ging es schon kurz nach 8 Uhr los, um zum Gletscher Nigardsbreen zu fahren. Zwischendurch versuchten wir vergeblich das gute Bier vom Abend zuvor im Supermarkt zu
kaufen. Das Wetter wurde nach einigen tief hängenden Wolken langsam schöner und bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir über kurvige Passstraßen. Hier musste man auf den Gegenverkehr gut
aufpassen, denn es waren doch einige wirklich große Wohnmobile unterwegs. Beeindruckt haben uns aber auch die sportlichen Norweger, die mit Rollskiern die Berge hoch spurteten. Schließlich ging
es in einem breiten schönen Tal in Richtung Nigardsbreen. Es gibt rund um den Jostedalsgletscher, dem größten Festlandsgletscher Europas, der eine Fläche von ca. 40 x 15 km bedeckt, diverse
Gletscherzungen. Bei einigen können auch geführte Wanderungen unternommen werden können. Der Nigardsbreen bot sich an, weil es dort eine grüne, d.h. leichte Familientour gab, die 1 h dauern
sollte. Wir kauften die Tickets am Center vor der Zufahrt zum Gletscher, pro Person kosten sie 270 NOK. Man fährt dann noch ca. 5 km zu einem Parkplatz, der direkt am Gletschersee liegt. Da das
Wetter so schön war, war schon der Parkplatz sehr belebt und wir sahen viele Wanderer. Einige Touren starten direkt am Parkplatz (die etwas anspruchsvolleren, längeren), dort erhielten die Leute
dann ihre Ausrüstung. Die grüne Tour startet erst direkt am Gletscher, auf der linken Seite. Man kann alternativ zum Gletscher hin wandern oder ein Boot nehmen, das 60 NOK hin und zurück kostet.
Die Wanderung dauert eine halbe Stunde, wir entschieden uns aufgrund der zeitlichen Situation dafür, das Boot zu nehmen. Die Sonne schien warm und wir machten uns auf den Weg. Es war gut, dass
wir so früh los liefen, denn der Weg zum Treffpunkt beim Gletscher zog sich dann doch noch länger hin. Beim Ticketkauf hatte der Verkäufer gemeint, vom Boot aus wären es nur noch 15 Minuten, wir
benötigten aber mindestens eine halbe Stunde. Beim Fuß des Gletschers befanden sich dann zwei kleine Unterstände, wo den Besuchern die Steigeisen angepasst werden. Da es so ein schöner Tag war,
war der Andrang entsprechend groß und wir stellten uns in die Warteschlange. Nachdem Judith gerade ihre Steigeisen bekommen hatte, informierte uns der Führer, dass sie leider keine Steigeisen
mehr hätten, weil zur Zeit so viele Gruppen unterwegs waren. Beinahe hätten wir dann noch eine weitere Stunde warten müssen, aber wir hatten Glück und ein Teilnehmer der vorherigen Gruppe
beschloss, nicht mitzuwandern, so dass ein paar Steigeisen auch für Thomas frei wurde. Nun ging es nach einer kurzen Einweisung, wie man die Steigeisen benutzen soll - recht simple, einfach
ordentlich fest auftreten - los auf den Gletscher. Wir waren eine Gruppe von ca. 20 Personen und alle mit einem Seil verbunden. Es war ein aufregendes Erlebnis im Gletscher über die schmalen
Eisgrate zu laufen, in tiefe Höhlen zu blicken. Als Familienwanderung angelegt, war der Schwierigkeitsgrad gering, wir mussten uns jedoch konzentrieren, weil wir am Ende des Seils nur einen
geringen Seilabstand untereinander hatten und deshalb dicht gehen mussten. Nach einer knappen Stunde war das Abenteuer vorbei und es ging zurück zum Auto.
Anschließend fuhren wir nach Fjærland, einem atmosphärischen Ort aus alten Zeiten, als er nur mit Fähre erreicht werden
konnte. Als die Straße und Tunnelverbindung gebaut worden war, nahm der Tourismus ab und die Einwohner überlegten sich, einen Antiquariatsort aufzubauen. Heute findet man bei jedem zweiten Haus
Antiquariate oder einfach nur schöne alte Bücher, die man bspw. für 10 NOK direkt aus draußen stehenden Regalen kaufen kann. Wir parkten im Zentrum beim Einkaufsladen und Hafenbereich und kochten
uns im Amundsen Fleischfrikadellen, braune Sauce, Kartoffeln und dazu gab es Preiselbeeren - ein klassisches skandinavisches Gericht.
Da man dort nicht übernachten konnte, suchten wir uns als Übernachtungsplatz den Parkplatz bei Gletscher Bøyabreen aus.
Dieser Gletscher hängt über den Felsen und sieht so vom Tal sehr beeindruckend aus.
Der Parkplatz liegt etwas abseits der Straße, hat auch eine Toilette und ist deshalb gut zum Übernachten geeignet.
20. Tag - Wanderung zum Gletscher Bøyabreen
Der heutige Tag war schon der Rückreise gewidmet, aber wir wollten ihn dennoch mit einigen schönen Besichtigungen und einer kleinen Wanderung genießen. Ein herrlich sonniger Morgen weckte uns und wir aßen wieder gemütlich unser Frühstück mit Aufbackbrötchen im Amundsen. Anschließend ging es zur kurzen Wanderung Richtung Bøyabreen. Zunächst erreicht man den Gletschersee, anschließend führt ein schmaler Pfad ca. 180 Höhenmeter den Berg hinauf. Der Pfad führt durch einen Wald auf einem Grat entlang und man hat einige schöne Ausblicke auf den Gletscher. Nachdem wir wieder unten waren, sahen wir belustigt einen Touristenbus nach dem anderen an der Hütte mit Andenkenladen die Leute für maximal 10 Minuten kurz aussteigen lassen. Um dann nach einigen Selfies mit Gletscher wieder weiter zu fahren. Wir tranken noch entspannt einen Cappuccino und fuhren dann zurück nach Fjærland. Das Norsk Bremuseum (Gletschermuseum) bietet dort eine gute Möglichkeit, mehr über Gletscher zu erfahren und sich auch mit dem Problem der Klimaveränderung bzw. -erwärmung auseinanderzusetzen.
Nach der Museumsrunde besichtigten wir die Kirche von Fjærland und hatten ein wunderbares Lunch im Hotel Fjærland Fjordstue.
Das Hotel ist wunderschön mit alten Möbeln eingerichtet und bietet lokale, sehr gute Küche. Witzigerweise sahen wir im Fjord abermals die Yacht "Ilona" eines Australischen Milliardärs ankern, die
wir schon 2 Tage zuvor im Geirangerfjord gesehen hatten.
Beim Lunch hatten wir noch eine lokale Spezialität, eine Himbeerbrause, getrunken, die sehr lecker war. Diese kauften wir
später in Lærdalsøyri ein. Dort machten wir einen Zwischenstopp und bewunderten die niedliche Altstadt mit den wunderschönen Holzhäusern. Ein letzter Sightseeing Stopp war dann eine der alten,
aber noch gut erhaltenen Stabkirchen von Norwegen, die Stabkirche von Borgund. Ihre Ursprünge datieren auf 1180 und der alte Holzbau überraschte durch die doch ungewohnt kleine Größe und die
Baukunst. Glücklicherweise war auch diese Kirche vor dem Verfall schon im Jahr 1877 gerettet worden, als sie vom Verein der Denkmalspflege aufgekauft und restauriert wurde. Wir finden es gut,
dass es so viele freiwillige ehrenamtliche Organisationen in Norwegen gibt, die sich um das Kulturerbe kümmern.
Anschließend ging es Richtung Larvik durch die schöne norwegische Landschaft, die uns zunächst mit heftigen Regengüssen
ärgerte, um dann anschließend wieder mit einem sonnigen Abend zu verwöhnen.
Am späten Abend erreichten wir dann Tønsberg, das 40 km von Larvik entfernt liegt, von wo aus morgen Abend unsere Fähre
starten wird.
21. Tag - Tønsberg und Fährfahrt Larvik-Hirtshals
Am Morgen, als wir aufwachten, regnete es noch auf das Dach des Amundsen, aber schon beim Frühstück hatte der Regen
aufgehört. Wir hatten auf einem kostenlosen Parkplatzgelände in der Nähe der Eishalle geparkt, wo es einige reservierte Caravanplätze gab. Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst zu einer
Tankstelle mit Entsorgung für unser Auto und tankten. Dann parkten wir in der Innenstadt von Tønsberg und suchten die Touristeninformation, die nicht so leicht zu finden war. Sie war schließlich
im Rathaus in der Nähe des Bahnhofs. Tønsberg ist eine alte Hafen- und Handelsstadt mit viel Geschichte, und es war schön, noch am heutigen Abreisetag einen kleinen Stadtrundgang zu machen. Der
Bryggen am Hafen besteht aus einigen hübschen Holzhäusern, es gibt eine alte Schlossruine und auch noch weitere Ruinen zu besichtigen. Die Domkirche hatte leider geschlossen, sie ist nur an
einigen Tagen in der Woche zwischen 12 und 14 Uhr geöffnet. Zu guter Letzt bummelten wir noch etwas durch die Einkaufsstraßen mit verschiedenen Läden. Wir aßen vorzügliche Fish & Ships in
einem Hafenimbiss und als Abschluss noch ein Softeis. Es war nun sonnig und heiß geworden. Wir kauften in einem Coop extra Supermarkt gefrorene Multebeeren, Elchbraten und Rentiergeschnetzeltes,
um für die nächsten Wochen noch eine kulinarische Erinnerung zu behalten. Dann fuhren wir das letzte Stück bis nach Larvik zum Hafen, die Fahrt hierher dauerte nur noch 40
Minuten.
Da wir sehr rechtzeitig da waren, mussten wir lange auf unser Schiff warten.
Die Fahrt, die 4 Stunden dauerte, zog sich ebenfalls sehr lange hin, im Klartext, sie war ziemlich langweilig. Thomas
bearbeitete derweil Urlaubfotos auf dem Rechner und Judith las einen spannenden Krimi.
Endlich in Dänemark angekommen, fuhren wir dann noch ca. 2 1/2 Stunden zur Halbinsel Fejrup, die in der Nähe von Århus
liegt. Dort kann man für eine Nacht kostenlos mit dem Wohnmobil bei dem Sletterhavn Leuchtturmparkplatz stehen. Es war ungewohnt, plötzlich im Dunkeln zu fahren, nachdem es so viele Tage selbst
Nachts um 2 Uhr nicht ganz dunkel gewesen war.
Zusammenfassung
Reisezeit: Norwegen empfiehlt sich zu vielen Jahreszeiten, der kalte Winter mit der Polarnacht und guten Skifahrgebieten, oder der Sommer, wo es kaum dunkel wird, der ideal für Wanderungen ist. Wir können Juli oder August empfehlen, wenn man möglichst schneefreie Gebiete in den Gebirgen sucht. Im Herbst wiederum wäre die Pilz- und Beerensaison auch eine Reise wert.
Unterkunft: Norwegen ist insgesamt ein teures Land und für ein vernünftiges Doppelzimmer zahlt man leicht 200 EUR, auch Ferienwohnungen sind nicht günstig. Insofern ist Camping eine gute Alternative. Auch wenn das sogenannte Jedermannsrecht das Campen überall zu erlauben scheint, sollte man allein aus Rücksicht auf die Mitwelt dies nicht übertreiben. Zum einen gibt es vor allem im Fjordland wenig Parkmöglichkeiten, die nicht privat sind, zum anderen ist bei einigen Parkplätzen an touristischen Straßen das Wild Campen sogar untersagt. Das ist aus unserer Sicht nachvollziehbar, bei dem Andrang an Wohnmobilen gerade zur Sommerzeit, die sonst die schönsten Plätze zuparken würden. Campingplätze in schönen Lagen gibt es wirklich reichlich und meistens kosten sie ca. 20-25 EUR pro Tag. Wir haben deshalb öfters auch Campingplätze gewählt und nur ab und zu wild gecampt, wenn sich dies für unsere Wanderungen anbot.
Essen: Die Norwegische Küche lebt von frischen, regionalen Produkten mit Schwerpunkt auf Fischprodukten, natürlich Lachs, aber auch Nordmeerkrabben oder bspw. Königskrabben sind empfehlenswert. Man sollte definitiv einmal Rentier- und Elchfleisch probieren, für Wildliebhaber ein Muss. Moltebeeren und auch normale Preiselbeeren sollten nicht fehlen. Aber auch die einfache Küche mit Fischburgern oder Fleischklößchen ist nicht zu verachten.
Für den Outdoorfan sollte noch erwähnt werden, dass das Wasser aus Bächen und Flüssen sehr gut schmeckt und bedenkenlos trinkbar ist.
Wanderungen: Norwegen ist ein typisches Wanderland und keiner erscheint uns so fit diesbezüglich zu sein, wie die Norweger selbst. Wir begegneten zahlreichen sportlichen Wandergruppen, vorrangig Frauen, manchmal sogar alleine wandernd. Es gibt Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade, auch anspruchsvolle Mehrtagestrekkingtouren. Wir planten unsere Touren in der Regel auf Grundlage der Rother Wanderführer.
Natur: Am meisten beeindruckt die Vielfältigkeit der Natur in Norwegen, von den maritimen Fjordgegenden, über Hochgebirge bis hin zu Gletschern. Riesige Wasserfälle und unglaublich hohe Abhänge übertrumpfen manches Alpenpanorama. Die Tundra und Teigalandschaft mit der Vielzahl an Pflanzen, Vögeln und Insekten laden zum Entdecken ein.
Insgesamt ist Norwegen aus unserer Sicht ein Land aus Wasser, Licht und großen Dimensionen.
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