Diario del Patagonia 2
Ich bin gerade aus dem Zentrum von Ushuaia zurück ins Hotel. Heute ist es zum ersten Mal windstill und richtig warm (20°). Kommt hier nur selten vor.
21. 01. 2015
Doch zurück nach Buenos Aires:
Im Barrio Recoleta ist der Cementerio mit seinen pompösen Mausoleen sehens-wert.
Dort, wo die meisten Menschen stehen, ruht Evita Peron (geb. Duarte) in 6 m Tiefe unter einer Stahlplatte, damit ihr Leichnam nicht ein weiteres Mal von Militärkreisen geschändet wird, wie im vergangenen Jahrhundert bereits geschehen. Das hiesige Militär und die Großgrundbesitzer haben dem Peronismus immer sehr distanziert gegenüber gestanden.
Grabstätte Evita
Peron
An Recoleta grenzt Palermo, der Stadtteil mit der angeblich größten Thera-peutendichte weltweit, noch vor Manhattan. Ich bin allerdings wegen der netten Straßenzüge und der guten Restaurants dorthin. Man findet auch weitgehend „tourifreie“: Hier z. B. „El Pinguino de Palermo“ – sehr empfehlenswert.
Es gibt auch Stolpersteine in Buenos Aires
Am Wochenende darf man den Flohmarkt in San Telmo nicht versäumen. Dort kann man auch einen Tango-Crash-Kurs belegen, in dem selbst Mädels der nördlichen Hemisphäre den Wiegeschritt so einigermaßen lernen.
Schwierig wird es in Argentinien für diejenigen, die auf dem Weg zum Vegetarier sind. Die Fleischportionen sind muy rico und allein kaum zu bewältigen.
Genug der Gluthitze, am 13.01. lande ich mit Aerolineas Argentinas nach 3,5 Std. im frischen Ushuaia. Die südlichste Stadt der Welt (das chilenische Puerto Williams am Südufer des Beagle-Kanals liegt zwar noch 5 km südlicher, ist aber nur ein Pueblo) empfängt mich mit viel Wind, Temperaturen um 5° und weißen Berggipfeln.
Die Option, einen Last-Minute-Törn in die Antarktis zu machen, lasse ich angesichts der Preise fallen.
Für das Geld fahre ich lieber mit Hamburg-Süd 2016 in einer Einzelkammer in 40 Tagen durch den Panama-Kanal nach Australien, oder so...
Stattdessen mache ich hier am „Fin del Mundo“ interessante Exkursionen
zum südlichen Ende der „Panamericana“, mit Geländewagen sympathischen Argentiniern, die gerade Sommerferien haben, und Asado. Fehlen darf auf keinen Fall eine Schiffstour auf dem Beagle-Kanal, benannt nach dem Se-gelschiff Beagle, mit dem der junge Darwin auf seiner historischen Reise unterwegs war.
In dieser natürlichen Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik (neben der et-was weiter nördlichen Magellan-Straße und der ein Stück südlich gelegenen Drake-Passage) gibt es zuhauf Albatrosse, Seelöwen und Pinguine zu sehen.
Außerdem gibt es in Ushuaias ehemaligem Großgefängnis mehrere sehr inte-ressante Museen.
Am meisten hat mich die Darstellung der Havarie der „Monte Cervantes“ von Hamburg-Süd im Januar 1930 fasziniert Die „Titanic des Südatlantiks“ ist seinerzeit aufgrund einer riskanten Navigation nahe Ushuaia auf einen Unter-wasserfelsen gelaufen.
Alle 1200 Passagiere + 300 Crew-Mitglieder wurden gerettet und von den seinerzeit nur 800 Einwohnern (inkl. Gefängnisinsassen) eine Woche beherbergt und verpflegt, bis die Monte Sarmiento (ebenfalls HH-Süd), aus BA herbeigeeilt, sie aufnehmen konnte.
Lediglich Kapitän Dreyer aus Blankenese ist mit seinem Schiff untergegangen (HH-Süd ist nicht Costa Crociere).
Über den detaillierten Hergang des Unglücks gibt es interessante Spekula-tionen, nachzulesen auf Wikipedia.
Immerhin ist hier in Ushuaia eine Straße nach Käpt’n Dreyer benannt und in Blankenese soll es einen Gedenkstein geben.
Dies ist der Schlepper, der noch versucht hat, das Wrack der Cervantes zum Ausschlachten in den Hafen Ushuaias zu schleppen. Dies misslang jedoch und jetzt liegen die Überreste nicht weit von hier in 150 m Tiefe.
Nun aber genug der Döntjes, ich muss jetzt Koffer packen, denn morgen geht’s 12 Stunden mit dem Bus nach Punta Arenas (Chile).
Es sind zwar nur 280 km Luftlinie, aber die Straße macht wegen der Berge ei-nen Riesenbogen über Rio Grande und dann muss man noch mit der Fähre über die Magellan-Straße setzen.