From Judith and Thomas
Our Travel Route
Zusammenfassung
Reisezeit: Die Reisezeit im Herbst/Spätherbst - wenn hier in Deutschland schon das neblige Novemberwetter herrscht - können wir sehr empfehlen, wenn man etwas gemäßigtere Temperaturen und weniger Hitze mag. Das Risiko zu dieser Jahreszeit ist jedoch, dass es auch Tage mit heftigen Regenfällen geben kann.
Unterkunft: Wir hatten uns für Syrakus/Ortigia aus zweierlei Gründen entschieden. Zum einen gefiel uns die relativ günstige Lage, um die verschiedenen Touren im Süden Siziliens zu unternehmen, zum anderen ist Ortigia eine sehr hübsche, barocke Stadt auf einer Halbinsel, die viel Sehenswürdigkeiten bietet. Es gibt unzählige hübsche Ferienwohnungen/ Apartments in Ortigia, wir haben jedoch eines noch in Syrakus (also bevor es über die Brücken auf die Halbinsel geht) entschieden, weil das Parken in Ortigia äußerst schwierig ist. Nur die mit weißen Strichen gekennzeichneten Parkflächen sind frei, bei den blau gekennzeichneten müssen Parkkartentickets verwendet werden. Unsere Wohnung lag an einer Hauptstraße Corso Umberto im ersten Stock, war sehr liebevoll eingerichtet und großzügig geschnitten. Nur der Verkehrslärm durch das Kopfsteinpflaster war gewöhnungsbedürftig.
Mietwagen: Ein Mietwagen ist aus unserer Sicht notwendig, weil es gerade zu den abgelegenen Wandergebieten keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Zu dieser Jahreszeit gibt es sehr günstige Angebote, unser Mietwagen (Fiat 500) hat für die 7 Tage, inklusive Zusatzfahrer und aller Versicherungen ohne Selbstbeteiligung nur 127 € gekostet.
Essen: Wie gut die sizilianische Küche ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Wir haben in diversen, leckeren Restaurants abends in Ortigia gegessen, uns im Supermarkt mit toller Wurst und Käse versorgt. Und als Highlight gab es zum Ausklang des Abends immer Pistazien- und Cheesecake-Eis in der Eisdiele nebenan.
Wanderungen: Auch wenn es einige schöne Wanderungen im Rother Reiseführer für Sizilien gibt, muss man bedenken, dass Sizilien eigentlich kein typisches Wanderland ist. Oftmals sind Touren durch Erdrutsche nicht mehr begehbar und auch wir mussten hier flexibel sein.
Kultur: Die gelungene Mischung aus Natur und Kultur bleibt bei diesem Urlaub für uns in Erinnerung. Die Jahrtausende alte Geschichte hat auf Sizilien viele Spuren hinterlassen, beginnend mit der Bronzezeit, über die Griechen, Römer, um dann in barockem Reichtum vergangener Zeiten ein architektonisches Zeugnis zu hinterlassen.
1. November 2015: Syrakus und Regen in Vendicari
Die erste Nacht in unserer kleinen, hübschen Ferienwohnung war etwas gewöhnungsbedürftig, zwar war das Bett sehr bequem, aber die Geräuschkulisse der befahrenen Kopfsteinplasterstraße vor unserem Fenster etwas störend. Nach einem Regenguss am Morgen, ging es zunächst durch Syrakus, die dortigen Sehenswürdigkeiten bestaunen. Der Ausblick auf das stürmische Mittelmeer mit hoch spritzender Gischt war unerwartet und die Halbinsel Ortigia lag malerisch im schäumenden Meer. Da heute der erste Sonntag im Monat ist, war der Eintritt in den Archäologischen Park frei und wir bestaunten das Griechische und Römische Theater und das Ohr des Dionysios, eine hohe Felshöhle, die wie ein Gehörgang geformt scheint. Sehr interessant fanden wir auch die moderne Kirche Santuario della Madonna delle Lacrime, die wie ein Wahrzeichen Syrakus überragt und weithin sichtbar ist. Hintergrund ist eine unglaubliche Geschichte einer weinenden Madonnastatue, deren Analyse der Flüssigkeit ergab, dass diese menschliche Tränen wären. Das Ganze passierte 1953.
Am Nachmittag wollten wir das Naturschutzgebiet Vendicari besuchen, wo es Flamingos geben soll. Dort angekommen, blieben wir erst einmal im Auto sitzen, da es regnete und leicht gewitterte. Nach einer guten halben Stunde, inzwischen waren wir sogar schläfrig geworden, entschieden wir uns trotz des Regens loszugehen. Nun regnete es aber stärker und wir wateten durch tiefe Pfützen zu einem Vogelbeobachtungsunterstand. Einige Löffler stolzierten noch durch das Wasser, aber auch sie zogen sich bei zurück, als es dann wie aus Eimern goss. Und so gaben wir dann schließlich auf und fuhren durch tiefe Wassersturzbäche und Überschwemmungen auf den Straßen zurück nach Syrakus.
2. November 2015: Villa Romana del Casale, Scala dei Turchi und Tempel von Agrigento
Am heutigen Tag hieß es schon um 6 Uhr aufstehen, denn wir hatten ein volles Programm geplant. Es ging mit dem Auto Richtung Agrigento, was je Fahrt ca. 3 Stunden dauert ... und die braucht man wirklich, denn die Straßen sind schlecht, insbesondere unzählige Baustellen nervten, bei denen man nur 40-50 Stundenkilometer fahren soll, aber fast alle mit mindestens doppelter Geschwindigkeit unterwegs sind.
Erstes Ziel war die Römische Villa bei Piazza Armerina. Da die gestrigen Gewitter und Regenfälle viel Regen und Schlamm mit sich gebracht hatten, erwischten wir leider auf dem Weg im Tal eine völlig verdreckte Straße mit nicht nur tiefen Pfützen, sondern auch zähem Schlamm, der unser Auto vollkommen verdreckte. Dann war auch noch das Scheibenwischwasser alle, so dass wir die nächste Tankstelle ansteuerten, dort nachfüllten und den Wagen erstmal in der SB Anlage gründlich abspritzten.
Das Wetter war noch leicht regnerisch und kühl - dort oben auf der Anhöhe der Villa nur um die 13 Grad. Es war noch wenig los, was wir sehr genossen, so hatten wir doch Ruhe die herrlichen Mosaike zu bewundern. Die damalige Baukunst ist sehr beeindruckend, welche technischen Kenntnisse es beispielsweise bei der Gestaltung der Badeanlagen und welche Kunst und Dekadenz es im römischen Reich doch schon gab. Uns fröstelte leicht in den kühlen Räumen und wir wärmten uns anschließend mit einem Cappuchino.
Danach ging es durch unzählige Baustellen Richtung Agrigento und zur Türkischen Treppe, ein Naturwunder aus weißem Kalkstein. Hier empfing uns plötzlich der Sommer und es waren erfreuliche 25 Grad. Zunächst gab es noch zum Mittagessen Pasta (Thomas aß zum ersten Mal Seeigel), dann wanderten wir am Strand zur Türkischen Treppe und nahmen in der heute noch angenehmen, aber nicht so starken Brandung ein Bad.
Den Abschluss des tollen Tages bildete der Besuch der antiken, griechischen Tempelanlagen, die in einem großen Areal liegen. Bei beiden Sehenswürdigkeiten kostete übrigens der Eintritt pro Person 10 Euro.
Da es schon später Nachmittag war, hüllte die tief stehende Sonne die beeindruckenden alten Säulen, Steine und Anlagen in ein herrlich güldenes Licht. Wir erreichten die letzte Anlage zum Untergang der Sonne und gingen dann an den künstlichen angestrahlten und beleuchteten Tempeln zum Parkplatz zurück. Das ist wirklich sehr empehlenswert, die Tempel bei Tages- und Nachtlicht zu erleben.
Die Rückfahrt zog sich wie erwartet in die Länge und in der Ferienwohnung angekommen, gab es dann noch Brote, Wein und Mozarella mit Tomate.
3. November 2015: Vendicari, Noto und Noto Antica
Nach dem verregneten Versuch am Sonntag, das herrliche Naturschutzgebiet Vendicari kennen zu lernen, ging es heute erneut los. In Syrakus war es noch wolkig, Richtung Süden riss die Wolkendecke auf und die Sonne kam hervor. Wir parkten am Eingang des Naturschutzgebietes im Halteverbotbereich, da der eigentliche Parkplatz geschlossen war. Durch die starken Regenfälle standen einige der Wege unter Wasser, man konnte aber am Strand entlang bzw. beim Rückweg zog Judith einfach die Schuhe aus und ging barfuß. Wie anders wirkte die Landschaft heute und auch die Flamingos waren in großer Vielzahl zu sehen von zartrosa bis zu grau, schwimmend, fliegend und mit staksigen Beinen im Wasser landend. Die Ruine der alten Fischfabrik ist interessant zu sehen und der weitere Weg bis zu einer Badebucht war durch die aufblühende Natur nach dem Regen traumhaft. Das Meer war weiterhin recht stürmisch, so dass wir auf ein Bad verzichteten.
Nach einer Mittagspause mit leckerer Pizza in einer Bar am Straßenrand ging es nach Noto Antica, der Ruinenstadt des alten Noto, das 1693 durch ein Erdbeben zerstört worden war. Die Steine sind größtenteils überwuchert und unzählige Blumen verliehen der Landschaft einen frühlingshaften Hauch, der durch den Duft verstärkt wurde. Thomas fand einen wildwachsenden Zitronenthymian und auch Safrankrokusse sprießten aus dem Boden. Am Ende der Stadt liegt eine verfallene Kirche, die nach dem Erdbeben zum Gedenken der Opfer errichtet wurde. Eine sonderbare Atmosphäre herrschte im Inneren, lauter Schutt, nistende Tauben aber noch schöne Stuckwände und Malereien.
Zum Abschluss des Tages haben wir dann das neue barocke Noto besichtigt, eine geballte Ladung unglaublich schöner barocker Gebäude und unzähliger Kirchen. Die Stadt ist typisch für die Planung in quadratische Straßen aufgeteilt, enge Gassen wechseln sich mit prachtvollen Straßen ab. Aus der Kathedrale zog ein Zug von Trauernden, die dem Sarg für eine Beisetzung folgten. Langsam wurde es dunkel, wir aßen noch ein leckeres Eis und besichtigten das hübsche kleine Theater bevor wir zurück nach Syrakus fuhren.
4. November 2015: Ätna - Torre del Filosofo
Das heutige Ziel war der Ätna, den wir von der Südseite aus erleben wollten. Wir fuhren abermals frühmorgens los, was eine gute Entscheidung war, da zum einen das Wetter uns mit strahlend blauem Himmel verwöhnte und es erst zum Mittag hin durch die Verdunstung des Schnees zuzog. Zum anderen sind natürlich um diese Zeit noch wenige Touristen unterwegs. Wir nahmen die Seilbahn am Refugio Sapienza und fuhren dann mit einem der Unimog Touristenbusse hoch zum Krater, wo wir zunächst dem Führer folgten und die beiden Krater am Torre del Filosofo umrundeten. Dieses sind die Krater, die 2002 ausgebrochen waren. Die Lavalandschaft ist beeindruckend und durch die Hitze steigen Wasserdämpfe auf. Wenn man an einigen Stellen die Hand auf den Boden legt, spürt man die Wärme. Generell ist dieser Bereich relativ ungefährlich, Gase sind erst in Richtung Hauptkrater zu erwarten, wenngleich an einer Stelle die Luft die Atemwege reizte und wir viel husten mussten.
Die ca. 400 Höhenmeter (4,5 km) zurück zur Bergstation der Seilbahn legten wir dann zu Fuß zurück quer über schwarze Lavafelder und Schneeflächen, die von unten durch den teilweise warmen Boden schmelzten. Das Highlight aus unserer Sicht war jedoch der Krater des Monte Escriva (Ausbruch 2001), den wir zum Schluss bestiegen und umrundeten. Herrliche Farbspiele von roter, gelber und lila farbiger Lava lassen den Krater leuchten und es dampfte aus alle Ecken. Auf einem warmen Stein sitzend mit Blick in den Krater, aßen wir unsere mitgebrachten Brote, bevor wir wieder zurück zur Seilbahn gingen.
Zur Information, die Seilbahnfahrt inkl. Unimog-Tour und obligatorischem Führer kostet 62 € pro Person, Parken kostet 6 €.
Am späten Nachmittag schlenderten wir dann durch Ortigia und aßen am Abend in einer landestypischen Osteria.
5. November 2015: Cava Grande del Cassibile
Die Wanderung durch den "Grand Canyon" von Sizilien war ein weiteres Highlight unserer Sizilienwoche. Die Fahrt von Syrakus aus dauert eine gute dreiviertel Stunde, das letzte Stück geht eine nicht endende Serpentinenstraße hoch, d.h. sogenannte Tornanti. Der Parkplatz inkl. Restaurant und Laden hatte in der Nebensaison geschlossen, aber wir konnten dort kostenlos parken. Wir liefen wie bei der Rother Wanderung Nr. 47 geplant, erstmal über einige Sträßchen auf der Hochebene los. Viele verlassene Sommerhäuser, nicht fertiggestellte Bauruinen oder alte verfallene Bauernhäuser säumten den Weg. Nach gut zwei Kilometern ging es einen Feldweg nach rechts und wir durchquerten einen Bauernhof, wo Ziegen und Schafe gehalten wurden. Kleine süße Zicklein waren auf einer Weide und noch süßere junge Welpen liefen uns über den Weg. Der Bauer trieb seine Ziegenherde zu saftigen Grashängen, denn das feuchte Herbstwetter ließ hier alles grünen und sprießen. Riesige Gänseblümchen, unzählige Safrankrokusse und sogar niedliche Alpenveilchen und Schneeglöckchen erfreuten unser Auge. Nach einer schönen Aussicht auf das Tal ging es dann steil hinunter. Unten im Tal angekommen, verlockte uns ein Baum mit sizilianischen Khakifrüchten zum Naschen. Nun ging es auf schmalen Pfaden den Fluss entlang, umgeben von üppiger Vegetation. Bei einem ersten Abstecher direkt an das Wasser sahen wir eine Sumpfschildkröte. Schließlich erreichten wir eine schöne Badestelle im Fluss, wo wir uns ganz kurz im eiskalten Wasser jauchzend abkühlten. Leider konnten wir nicht den gesamten Weg der Schlucht folgen, da uns eine Absperrung vermuten ließ, dass hier der Weg nicht passierbar sei. Deshalb gingen wir wieder hoch zurück zu dem Aussichtspunkt.
Diese Tour ist wirklich eine Empfehlung, auch wenn wir nicht die ganze Strecke in der Schlucht gelaufen sind, die im Sommer - wenn der Parkplatz und Schluchteneingang geöffnet hat - sicher auch toll ist.
Auf dem Weg zurück besichtigten wir noch den Friedhof von Syrakus.
6. November 2015: Nekropolen von Pantalica
Die Nekropolen von Pantalica sind ein faszinierendes Zeugnis der Menschheitsgeschichte. Das Tal liegt im Hinterland von Syrakus und ist nur mit dem Auto zu erreichen, die Fahrt dauert eine Stunde. Wir parkten beim nördlichen Eingang, wo auch ein Wärterhäuschen ist und wir informiert wurden, dass die Rundwanderung (wie im Rother Nr. 45 beschrieben), nicht begehbar ist und wir die gleiche Strecke wieder zurück gehen mussten. Ein herrlicher Ausblick über das Tal mit den unzähligen Nekropolen eröffnete sich uns. Im Tal liegen mehr als 5000 Nekropolen (Grabkammern), die zwischen dem 13. und 8. Jahrhundert vor Christus entstanden sind, als Familiengrabstätten gebaut und in frühchristlicher Zeit teilweise als Wohnungen genutzt und zu Kirchen umgebaut wurden.
Zunächst ging es bergab und wir querten einen kleinen Fluss, um kurz darauf wieder steil bergan zu steigen. Wir erreichten einen weiteren Parkplatz und eine kleine Straße. Dort fanden wir zu unserer großen Faszination eine Gottesanbeterin, die gerade eine gefangene Heuschrecke fraß. Auch die sonstige Insektenwelt mit unzähligen Schmetterlingsarten war beeindruckend. Nun stiegen wir ins Tal zum Fluss Anape hinab, wo wir an einem hübschen Platz unser Vesper aßen und uns im kalten Wasser abkühlten. Im Anschluss ging es wieder steil hinauf zum höchsten Punkt der Wanderung, einer alten Ruine Anakron, einem Herrenhaus von 1.100 v. Chr., um danach den gleichen Weg zurück zum Ausgangsort zu nehmen.
Generell würden wir die Tour eher als rot einstufen, da sie relativ anstrengend ist mit insgesamt 740 Höhenmetern, bei teils ausgesetzten Wegen. Im Hochsommer würden wir bei Hitze von einer längeren Wanderung abraten.
Special Ortigia
Die Halbinsel Ortigia ist die historische Altstadt von Syrakus. In der Antike war Syrakus über mehrere Jahrhunderte die größte und mächtigste Stadt Siziliens und dessen kulturelles Zentrum. Syrakus wurde 734 v. Chr. gegründet, der barocke Stil von Ortigia ist ähnlich wie Noto auf den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben von 1693 zurückzuführen.
Ortigia bei Nacht:
Wir sind während unserer Urlaubstage oft abends durch die hübschen Gassen der Altstadt gelaufen, haben uns am besonderen Flair der beleuchteten Gebäude erfreut und anschließend lecker gegessen. Aber auch an einigen Nachmittagen konnten wir noch viele der Sehenswürdigkeiten besichtigten. U.a. hat uns die Kathedrale Santa Maria delle Colonne beeindruckt, die auf dem griechischen Tempel der Minerva aufgebaut ist und eine faszinierende Mischung aus Antike und Christentum bietet.
Ortigia bei Tag:
Wir haben zwei Museen besichtigt, das Marionettenmuseum und das Papyrusmuseum, das die Geschichte des Papyrus aufzeigt, der im Übrigen auch in der Nähe von Syrakus an den Ufern des Flusses Ciane wächst und im 18. Jahrhundert wirtschaftliche Bedeutung besaß.
Am letzten Tag sind wir noch über den Markt von Ortigia geschlendert, haben die frischen Fische und Meeresfrüchte bestaunt, Pistaziencreme und Strattu (hochkonzentriertes Tomatenmark, eine sizilianische Spezialität) gekauft.
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