Mit 12 kn pflügen wir ganz gemütlich auf Kurs 234 durch das östliche Mittelmeer auf dem Weg von Beirut zum Suezkanal.
Dort werden wir dann ab ca. 18:30 ankern, um ab 04:00 morgens den Kanaltörn im Konvoi zu beginnen. Das bedeutet, dass der größte Teil
bei Tageslicht zurückgelegt werden wird. Besser geht’s kaum..
Auf dem Dampfer habe ich mich schnell eingelebt. Meine Kammer auf dem F-Deck hat freien Ausblick voraus.
... und hier noch einmal meine Route:
Im Gegensatz zur 12-zylindrigen Hauptmaschine, die 70 000 kW auf die Welle bringt, ist es dort auch überraschend ruhig. Da man in meinem Alter vom Wachdienst jeglicher Art befreit ist, bin ich immer angenehm ausgeschlafen.
Folglich beneide ich die Crew nicht, die, wenn nach nächtlicher Ladung um 02:00 morgens Sailing angesagt ist, zuweilen zu knapp 2 h Schlaf kommt.
Darius, der rumänische First Mate (1. Offizier), behält trotzdem seine gute Laune.
Auch die weitere Besatzung macht einen freundlichen und zugewandten Eindruck.
Der Master (Kapitän) Andrei Korenev aus Russland, spendiert sogar einen Bocksbeutel fränkischen Rose´ für den Passagiertisch.
Das sind neben mir (v.l.n.r.) Frits aus Holland und Maren & Peter aus Deutschland.
Frits lebt in Südfrankreich und arbeitet hier an Bord an seinem 2. Buch. Er schreibt einen Blog, dem man unter http://www.fritsleroux.nl/ folgen kann.
Maren aus Hamburg, und Peter, früher bei BP in herausgehobener Position, leben auch des Wetters wegen auf Zypern. Sie haben schon die halbe Welt per Wohnmobil bereist. Es gibt also immer viel zu erzählen.
Wie meistens bei Frachtschifftörns kommt das Eine oder Andere dann doch anders als geplant:
So hat sich die über Silvester eingetretene Verspätung der Vela inzwischen so aufgeschaukelt, dass wir in Port Kelang statt am 28.01. erst am 03. oder 04.02. anlanden werden, da wir uns in den anzulaufenden Ports oft erst hinten wieder anstellen müssen, bevor wir einen Liegeplatz bekommen. Ich habe die Exkursion nach Malakka bereits gecancelled. Die Hotelreservierungen kann ich durchweg bis kurz vor dem jeweiligen Aufenthalt gratis stornieren und der Flug nach Chennai ist auf einem Flex-Ticket gebucht, so dass es auch hier kein Problem geben dürfte.
Komplizierter wird es wohl für Frits, denn er hat den gesamten 70-tägigen Törn via China u. Korea zurück nach Europa gebucht. Nun wird die Vela aber in Busan (Südkorea) außerplanmäßig aus dem Circuit genommen, um dann nur noch zwischen Arabien und China eingesetzt zu werden. Das wird wohl ein langes Buch werden, das er gerade schreibt. Wir nennen ihn schon den „Fliegenden Holländer“ J.
Eine angenehme Abwechslung der entspannten Hochseeroutine sind die Revierfahrten.
Hier der Schlag von der Ansteuerung Marsalokk (Malta) in den Hafen mit hoch konzentrierten Lotsen, Master und Rudergänger.
Malta |
Mit Frits unternehme ich eine 3-stündige Taxifahrt durch die überschaubare Insel nach Rabatt, zur Medina und zur blauen Grotte.
Auf dem Weg von La Valetta zurück nach Marsalokk begegnet uns dann noch eine fesche Malteserin.
An Bord wartet schon die nächste Mahlzeit. Der philippinische Koch versteht sich auch auf urdeutsche Gerichte wie „Meatball Koenigsberg“.
Beirut |
In Beirut findet ein „fliegender Wechsel“ mit der MSC Paloma statt.
Ich freue mich schon auf die „Zedern des Libanon“.
Allerdings bin ich von Beirut dann doch etwas enttäuscht. Bei der Exkursion zu viert mit dem Taxi habe ich nichts Typisches oder Einmaliges feststellen können.
Eine Millionenstadt mit etwa ebenso vielen Einwohnern wie Hamburg, doch weniger Charakter. Aber vielleicht hat der Taxifahrer uns auch nicht die richtigen Ecken gezeigt. Der Business-Distrikt ist austauschbar mit seine Malls, Armanis, H&Ms usw., und eine schöne Altstadt mit Souk usw.. gibt es offensichtlich auch nicht, oder besser nicht mehr.
Auffällig ist die Teilung in den ärmeren muslimischen und den wohlhabenderen christlichen Teil. Der letztere erinnert ein wenig an Paris. Immerhin ist das Wetter sehr schön und das 2. Frühstück in einem belebten Cafe am Wasser ist es auch.
Jetzt freue ich mich auf den „Einmal noch nach Bombay, einmal nach …….. SUEZ!“
Die Fahrt der „Wüstenschiffkarawane“ durch den Suez ist schon ein tolles Erlebnis.
Auf 160 km gibt es keine Brücken.
... nur eine mobile Eisenbahn- und mobile Straßenquerung
... sowie ein paar kleine Fähren.
Man muss also nirgends den Kopf einziehen.
Vor dem Anlaufen von Jeddah, nicht weit entfernt von Mekka, hängt folgende Aufforderung am Pinnboard, worauf wir etwas Merlot für den abendlichen Schlummertrunk in eine unverfängliche Wasserflasche umfüllen:
Inzwischen ist der Weinvorrat sowieso aufgebraucht und das Astra ist auch aus.
Das liegt weniger an unserem bescheidenen Konsum, sondern vielmehr an der planwirtschaftlichen Sozialisation unseres russischen Masters.
Immerhin gibt es noch etwas Becks.
Sein Bolschoi-Talent zeigt der Käpt’n dann allerdings beim Einparken in Jeddah, als er mit dem saudischen Lotsen ein Ballett allererster Güte auf die Backbord-Nock legt:
Das erfreut auch die saudische Flagge
Blick beim Auslaufen aus dem Hafen von Jeddah auf das Rote Meer.
Nach dem Auslaufen geht es bald in die "High Risk"- Zone.
Diese durchlaufen wir im Security-Level 2 (mehrere Ausgucks, alle Rollos runter, full-speed).
Für die 20,5 Kn macht die Schraube (knapp 9 m Durchmesser) an die 90 Umdre-hungen pro Minute.
Damit würden wir auf der Stresemannstraße in Hamburg locker geblitzt werden.
Als wir den Golf von Aden wohlbehalten verlassen, bin ich doch etwas erleichtert
(Screenshot von meinem Smart-phone).
Anschließend zeigt der Chief uns die „Zitadelle“, eine gut gesicherte Örtlichkeit unter Deck, wo sich die Besatzung bei einem zunächst erfolgreichen Überfall einschließen würde.
Von hier hat man Zugriff auf die Funk- und GPS-Anlage, so dass man seine Position an das nächstgelegene Atalanta-Kriegsschiff geben kann, dass dann hoffentlich in wenigen Stunden vor Ort wäre.
Danach ein Blick auf die imposante Rudermaschine.
Wir bekommen auch noch den Schiffssarg zu sehen, der zum Glück leer ist.
bekommen wir auch noch den Schiffssarg zu sehen,
Zum heutigen Frühstück gibt es dann die erfreuliche Nachricht, dass wir morgen in Dubai an Land gehen können.
Die 225 US$ gelten für alle vier zu-sammen.
Dubai |
Von Jebel Ali geht es über 40 km Autobahn aufgrund mehrerer Staus in 90 min downtown zur Dubai City Mall.
Die City Mall in Dubai wird gekrönt von diesem schlanken, etwas babylonisch anmutenden Gebäude.
Der Burj Khalifa war mit über 555 m Höhe bis vor wenigen Jahren das höchste Gebäude der Welt.
Allerdings kostet die Auffahrt in die Lounge im 148.!!! Stockwerk mehr als 100 $. Das ist mir der Spaß nun doch nicht wert.
Immerhin ist in der 125.Etage in 456 m Höhe auch eine 360°-Aussichtsplattform, die schon „stunning“ genug ist und „nur“ 40 $ kostet.
Na gut, once in a lifetime.
Richtig schön ist anschließend eine Bootsfahrt auf dem Creek.
Zur Anlegestelle sausen wir mit der hochmodernen, fahrerlosen Metro.
Am Creek, einer Art natürlicher Förde, erhält man einen kleinen Eindruck vom ehemaligen Dubai. Hier gibt es viele, kleine Baustellen, durch die die Altstadt bereits für die EXPO 2020 herausgeputzt wird.
Mit dem Bootskäpt’n handeln wir einen fairen Preis aus und los geht’s.
Hier kann man sich noch in die Welt Sindbads versetzen.
Zumindest ein wenig.
Auf dem Rückweg fällt mir in diesem Metro-Waggon nichts auf. Schließlich bin ich mit 4 Schwestern groß ge-worden.
Bis mich die kräftige Frau mit dem rötlichen Haar (bestimmt irischer Abstammung) freundlich und bestimmt darauf hinweist, dass ich mich im Womens-Coach befände und bei Kontrollen mit einer ordentlichen Strafe zu rechnen hätte.
Also schnell hinter die lila Grenze, die ich erst jetzt bemerke, in den noch volleren Jedermann-Waggon.
Übrigens: Araber sieht man in der Metro kaum.
Die Jobs im Dienstleistungsbereich und produzierenden Gewerbe werden überwiegend von Indern, Pakistanern
und anderen Gastarbeitern ausgeübt,
während die Einheimischen sich erst ab Abteilungsleiterebene aufwärts betätigen.
Weiterer Seetörn nach Malaysia |
Am nächsten Morgen beginnt der sechstägige Seetörn nach Malaysia.
Dass ich einmal Weihnachten und Silvester Ende Januar mitten auf dem Indischen Ozean feiern würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Da hat Santa Claus auf seiner Reise von Australien zurück zum Nordpol wohl bemerkt, dass er bei seiner 2017-er Christmas-Runde die CMA CGM Vela ganz übersehen hat.
Schließlich gab es Ende Dezember so viel Verspätungs-Stress im Mittelmeer, dass ans Feiern nicht zu denken war.
Also seilt er die gut gefüllten Präsentbeutel jetzt durch den dicken Schiffsschornstein ab.
Master Korenev hält eine launige Rede, die mit den Worten endet:
„Relax - but not too much!“
Gute Getränke ... und dann noch ein Spanferkel
Mathei, der polnische Chief aus Stettin, erzählt mir noch 20 Döntjes aus seiner 25-jährigen Fahrenszeit.
Ich revanchiere mich mit ein paar S-Boot-Abenteuern aus meiner 18-monatigen Navy-Zeit.
Bei Karaoke und schöner Stimmung geht die Party bis in die Nacht hinein.
Zum Abschluss eines Seetörnberichts gehört ein romantisches Meeresbild:
31.01.2018 kurz nach Sonnenaufgang auf Ostkurs im Golf von Bengalen zwischen Sri Lanka und der Straße von Malakka.
Übermorgen geht’s nach Indien.
und weiter mit