Zum Verwandtenbesuch nach Brasilien

Brasilien - Rundreise und Verwandtenbesuch

Von Theo Kirchhoff

Bild: Karte Rundreise in Brasilien

 

 

 

 

In 3 Wochen 1.942 km auf Brasiliens Straßen.


Nach mehreren Besuchen Brasiliens und den Höhepunkten des Landes, sollte diese Reise der Hauptstadt und einigen der in Brasilien lebenden Verwandten gelten.

Brasilien
StepMap


  Übernachtungsorte
1 Brasilia
2 Joinville
3 Capinzal
4 Fraiburgo
5 Marechale Candido Rondon

Reisebericht

Am 12.11.13 ging es ab Düsseldorf via Madrid und Sao Paulo nach Brasilia. Im Juli schon gebucht, Hin- und Rückflug für nur 594,- Euro. 

In Brasilia angekommen regnete es in Strömen, die Fahrt mit dem Taxi dauerte statt 12 Minuten insgesamt 60 Minuten. Die Straßen waren überschwemmt. Es stellte sich heraus, dass die Verbindung zum Zentrum recht gut war. Ein Bus der am Hotel hielt, fuhr bis zur Metro-Station „Park Chopping“, von dort war man in etwa 20 Min. am zentralen Busbahnhof „Rodoviaria“, von dort kommt man in alle Richtungen mit Bussen Das ist auch gut so, an Fußgänger hat man bei der am Reißbrett geplanten, und in den 1950-er in gut 3 Jahren aus dem Boden gestampften Stadt, weniger gedacht. Will nicht so sehr auf die einzelnen, in der Regel vom Architekten Oskar Niemeyer entworfenen repräsentativen Gebäuden eingehen, darüber gibt es viel nachzulesen. Es wird gesagt: Die einen lieben Brasilia, und die anderen lieben es, Brasilia zu hassen. Nach 3 Tagen Brasilia bin ich dann auch nach Curitiba geflogen (156,- Euro hin und zurück). Von dort mit dem Bus nach Joinville zu meiner Cousine 2. Grades (Prima segunda) im benachbarten Sao Francisco do Sul ist unser Vorfahr im Jahre 1928 als 16-jähriger Auswanderer angekommen - die Mutter hat ihm die Auswanderung nie verziehen. Er hat geheiratet und mit seiner Frau 8 Kinder bekommen, von denen 3 noch leben. Mit Angeheirateten, mit Enkeln und Urenkeln ist Verwandtschaft auf über 100 Personen angewachsen.

Joinville nennt sich die Stadt der Blumen und des Tanzes. Dort gibt es die einzige Filiale des Moskauer Bolschoi Theaters auf der ganzen Welt.   

Dann ging es weiter per  Bus nach Capinzal, wo ein weiterer Verwandter mit Familie wohnt. Er hat ein Dekorationsgeschäft und betreibt eine Landwirtschaft.

Wegen der bergigen Landschaft ist noch sehr viel Wald, mit den für diese Gegend typischen Aurakarien (Südkiefer) erhalten.

 

Ein Besuch in Piratuba zeigte, dass dort sehr viele deutschstämmige Leute wohnen, vorwiegend aus dem Hunsrück. Mein Verwandter kannte, glaube ich,  jeden zweiten Einwohner. Dieses machte es leicht alles Sehenswerte in Augenschein zu nehmen. „Kenns ruffa gehen“ habe ich oft gehört. Pirutuba hat Thermalquellen, die in sehr großen Anlagen genutzt werden.

Die nächste Stadt meines Besuches war Machadingo in Rio Grande do Sul. Um sie zu erreichen, ging es über den Damm des aufgestauten Rio Uruguay. Dort wird, wie so oft in Brasilien, die Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt. Der Uruguay soll noch an zwei weiteren Stellen gestaut werden. Brasilien erzeugt ca. 80 % des Strombedarfs aus Wasserkraft.

Dann war ein Besuch bei einer weiteren Prima Segunda angesagt, dort wird von der Tochter und Schwiegersohn eine eher kleine, weit ab von der Stadt gelegene Landwirtschaft mit 20 Kühen und ein paar Schweinen und Hühnern betrieben. Idylle pur, zumindest für Besucher. Meine Prima schenkte mir eine 1000 Reis-Münze aus dem Jahre 1927 – ich war gerührt.

 

Danach ging die Fahrt über die schöne Stadt Fraiburgo (Apfelanbau) nach Marechale Candido Rondon. Die Stadt liegt im Bundesstaat Parana und wurde seinerzeit als eine rein deutsche Siedlung gegründet. Mein verwandter dort hat mir eine spannende Geschichte erzählt: Sein Großvater, der anfangs erwähnte Auswanderer, hatte als Spediteur, Gastwirt und Schmied gearbeitet. In der Nazi- und Kriegszeit war von der Regierung angeordnet worden, dass die deutschstämmigen nur noch portugiesisch zu sprechen haben. Die Caboclo (Mischlinge) von denen viele in den Augen der deutschstämmigen eher als faul und kriminell angesehen wurden, wurden dadurch bestärkt, sich mit den nicht sehr beliebten deutschstämmigen anzulegen. So kam es, während der Auswanderer eine glühende Kette schmiedete, zum Streit mit einem Caboclo, in dessen Verlauf bei dem Caboclo die glühende Kette im Mundbereich landete und der vorher mit Stolz getragene Bart weg war. Der getroffene nahm aber wegen der Stärke des Schmieds und fehlender Unterstützung nicht sofort Rache.

 

Aber nicht lange nach dem Vorfall wurde dem Aus-Einwanderer ein Messer in den Rücken gestoßen. Er begab sich in Behandlung eines Dr. Seyboth, starb aber nach einiger Zeit, weil er auch Diabetes hatte. Mein Verwandter weiß, das der berüchtigte KZ-Arzt Dr. Mengele zu dieser Zeit von Paraguay nach Marechale C.R. gekommen und mit Dr. Seyboth befreundet war. Er soll 5 Jahre dort gewesen sein, bevor er in die Nähe von Sao Paulo weiter zog. Durch einen Kammerjäger hat der Verwandte erfahren, dass noch ein langer alter Tunnel vom damaligen Privathaus des Dr. Seyboth zur ehemaligen Klinik existierte. Es besteht die Möglichkeit, dass der Verletzte dem KZ-Arzt begegnet ist ohne etwas zu ahnen.

 

Von Marechale Candido Rondon bin ich in er Nacht mit einem Leito-Bus 9 Stunden bis Curitiba gefahren (77,- €). Ein sehr bequemer Bus aber laute Klimaanlage. Ein einfacher Bus hätte nur die Hälfte gekostet, es gab aber keinen Platz mehr. Dann noch einmal für 3 Tage Brasilia.

Fazit

Die schon früher erlebte brasilianische Gastfreundschaft ist durch meine Gastfamilien noch einmal mehr als bestätigt worden. Man hat das Gefühl, dass es für sie nichts Schöneres gibt, als Besuch aus Deutschland zu haben.

 

Eine andere angenehme Erfahrung war: Sobald ich die Metro in Brasilia betrat, wurde mir sofort ein freier Platz angeboten. In den Stadtbussen wurde mir in der Regel das Fahrgeld zurückgegeben, und ich konnte mich auf einen der Plätze vor dem Drehkreuz setzen. Das ist ein Vorteil, wenn man schon etwas älter als 71 Jahre ist.

 

Wer wie ich über Madrid nach Südamerika reist, sollte darauf achen, dass man mindestens zwei Stunden Zeit hat, um vom Terminal 1 oder 2 zum Terminal 4 und von da zum Terminal 4 S (Sattelite) zu kommen. Es ist sehr weit und geht nur mit einem Bus zu T 4 S von dem die meisten Flüge nach Südamerika gehen.

Reisebericht

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Übernachtungsorte

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